Palast

Um sich wieder neu einzukleiden, trat sie die Reise zum Sommerpalast an. Es war immer eine extrem anstrengende Reise, aber Kesa liebte es raus zu kommen. Ihren Eltern hatte sie hauptsächlich versprochen, dass sie sich einen Partner aus dem Sommerreich suchte. Daran hatte sie absolut kein Interesse, aber besser die Ausrede als gar nicht reisen zu können. Bevor sie sich mit einem Mann verabredete, wollte sie lieber bei den Tieren sein oder in der Natur. Sie wusste auch nicht wieso sie lieber ein Freigeist war als sich nur im Palast bedienen zu lassen.

Ehrlich gesagt war Kesa von dem Königreich nicht sehr angetan. Es war ihr einfach viel zu vulgär. In gefühlt jeder Ecke gab es ein Frauenhaus während sie in der Kutsche saß und nach draußen blickte. Wie viele Männer hier ein und ausgingen wollte die Prinzessin erst gar nicht wissen. Von dem König wusste sie, dass er Frauen als Hobby betrachtete. Nicht zu vergessen gab es widerliche Fruchtbarkeitsfeste. Allein bei diesem Gedanken würgte sie fast. Ob die Frauen hier gezwungen wurde daran teilzunehmen?

Während sie mit der Kutsche in Richtung Palast fuhr, sah sie viele Geschäfte mit wunderschönen Kleidern. Hier war die neuste Mode und sie sah wunderschön aus. Auf einen Einkaufsbummel freute sie sich schon sehr.

Ich muss mich ja nur mit den Prinzen unterhalten und so tun als würden mich die Gespräche interessieren. Danach kann ich machen was ich will.

Da sie nicht alleine reisen konnte musste sie einige Wachen mitnehmen. Einer davon war Bane der sie seit neuestem begleitete. Seine Haare waren richtig typisch rot so wie man es sich vorstellte. Es sehr gut aus und war eine gute Wache. Ob er schon einmal verreist war wusste sie nicht. Wenn sprachen sie nur das nötigste.

Nachdem sie bei dem übertreiben vergoldetem Palast ankamen, stieg sie aus der Kutsche aus. Bane folgte ihr mit ein paar Männern hinterher und die anderen kümmerten sich um ihr Gepäck.

Je schneller ich alles hinter mich bringe umso früher kann ich mir neue Kleider kaufen. Als ob mich hier die Männer interessieren würden, dachte sie und folgte den Sommerwachen, dicht gefolgt von ihren. Einige Minuten später wurden sie in einen großen vergoldeten Raum gebracht wo sie auch schon Zaden erwartete.

Kesa setzte ihr freundliches Lächeln auf und marschierte elegant und vorbildlich zu ihm. So wie es sich gehörte. Als sie vor ihm stand machte sie einen knicks und verbeugte sich ein bisschen.

"Guten Abend", begrüßte sie ihn.

Zum Glück bin ich nicht von seinem Vater begrüßt worden. Hätte schlimmer sein können.

Es wurde für heute hoher Besuch angekündigt. Prinzessin Kesa aus dem Herbstreich war unterwegs in das Sommerreich. Zwischen seinen Eltern und den ihren gab es wohl eine gewisse Verbundenheit, die sie wohl nun auf ihre Kinder ausweiten wollten. Als Prinz, vor allem als Kronprinz, war es nahezu unvermeidbar, dass man irgendwann heiraten musste. Besser früher als später. Und vorzugsweise eine Prinzessin oder Adelige.

Ihn interessierte eine Heirat nicht. Viel lieber vergnügte er sich mit den Frauen so, seien es die im Frauenhaus oder hier am Hof.

Zaden begab sich in den Saal, in dem er die Prinzessin empfangen sollte. Wieso es gerade er tun sollte, verstand er schnell, immerhin wollte der König, dass er sich eine Prinzessin suchte, mit deren Familie sie eine starke Allianz bilden würden.

Während er die Zeit absaß, las er ein Buch. Das ließ er sogleich sinken, als die Türen geöffnet wurden. Die Palastwache kündigte Kesa an, aber er blieb sitzen. Sie betrat den Saal, ihr Blick umherschweifend. Entweder war sie beeindruckt von dem vielen blendenden Gold, oder sie fand es abstoßend. Er hasste es, denn es glänzte zu viel, aber sein Vater war nun einmal ein extremer Mann.

Nun stand sie vor ihm und verbeugte sich ihn grüßend. Zaden musterte sie, erwiderte noch nicht sofort ihren Gruß. Erst als sie zu ihm aufsah, machte er sich die Mühe sie ebenfalls zu begrüßen.

"Guten Abend Eure Hoheit", erwähnte er ihren Titel, wie auch sie es hätte tun sollen. Ob es ihre Verlegenheit war oder einfach nur schlechte Manieren konnte er nicht sagen. Bis auf heute, hatte er sie erst einmal gesehen, als er mit seinen Eltern an ihrem königlichen Hof war.

Noch immer blieb er sitzen.

Smalltalk war das letzte, was ihn jetzt interessierte, aber die Wachen waren dort und würden es an seinen Vater weiterleiten, was die beiden machten. Das Buch in seiner Hand legte er neben sich und erhob sich. Dann schloss er den Abstand zwischen ihnen, fasste ihre Hand, beugte sich vor und küsste sie dort, während er sie ansah.

"Welch eine Freude Euch wieder zu sehen. Willkommen im Palast des Sommerreiches", fügte er seiner früheren Begrüßung zu. "Ich hoffe Ihr hattet eine angenehme Reise, der Weg durch das Schattenreich kann hier und da schwierig sein."

Ihre Hand ließ er wieder los.

"Ihr müsst erschöpft sein. Eine Kammerzofe wird Euch auf Euer Zimmer bringen, wo Ihr Euch frisch machen und ruhen könnt. Mein Vater hat die köstlichsten Leckereien des Landes für Euch vorbereiten lassen, ich hoffe Ihr habt Hunger."

Kesa war in der Tat eine wahre Augenweide, doch ihr Aussehen bereitete ihm auch nicht mehr Freude auf eine Ehe mit ihr, wenn es zu einer Vereinbarung käme. Sie zwischen seinen Beinen zu haben, wäre nicht schlecht, aber sie war eine Prinzessin, und das würde ihre Chancen auf eine königliche Hochzeit ruinieren, egal mit welchem Prinzen.

Sein auftreten fand sie jetzt schon wie ein richtiger König. Der Prinz gab sich richtig lässig so als würden ihm alle zu Füßen liegen wollen. Bestimmt war es bei vielen Frauen auch so. Gut sah er aus das konnte man nicht abstreiten. Aber da er sowieso für sie nicht in Frage kam dachte sie auch nicht darüber weiter nach. Wieso sollte sie ihre Gedanken an einen Kronprinzen verschwenden der nicht ihre Aufmerksamkeit erregte.

Nur noch ein bisschen und ich bin ihn los, versuchte sich Kesa selbst aufzubauen.

Leichtfüßig erhob er sich und kam auf sie zu. Er nahm ihre Hand und küsste sie dort. Innerlich musste sie sich beherrschen keine Gänsehaut zu bekommen bei seinem Blick und dem Kuss.

Hat er sicher schon oft genug bei den Frauen geübt.

"Sehr charmant Eure Hoheit", meinte sie und lächelte ihn mit ihrem bezaubernden Lächeln an.



Dann ließ die Prinzessin ihn zu Wort kommen. Es gab eine sehr schleimige Begrüßung wie es in allen Königreichen so üblich war. Ihr wäre es einfach lieber wenn sie ihn duzen könnte, aber das kam nicht in Frage das wusste sie auch.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee an dieses Reich zu kommen. Die anderen Prinzen aus den anderen Ländern kamen für ihre Eltern gar nicht in Frage. Hier leben wollte sie auf keinen Fall. Wer wusste das schon wo sie danach abgeschoben wurde. Wie viele Frauen er sich zur Frau nehmen würde?

Endlich beendete er seine Rede und sie konnte darauf etwas zurück sprechen. "Danke der Nachfrage. Meine Anreise war recht gut", berichtete sie ihm.

"Sehr gerne. Ich würde mich freuen an dem Abendessen teilzunehmen. Ich würde mich kurz frisch machen"

Die beiden verabschiedeten sich voneinander und ihre Wachen folgten ihr bis zum Zimmer. Dort waren schon ihre ganzen Koffer, die aber schon ausgepackt waren und im Kleiderschrank hingen. Bestimmt waren es ihre Dienerinnen gewesen die mittlerweile in der anderen Kutsche angekommen waren. Sie wählt ein wunderschönes Kleid was sie richtig hübsch zur Geltung brachte. Bei den Kleidern brauchte sie immer Hilfe, aber die hatte sie ja mitgenommen. Alleine so etwas anzuziehen würde gar nicht gehen. Nachdem die Prinzessin sich kurz puderte und ihre Haare richtete, ging sie mit ihren Wachen nach unten und folgte den Sommerwachen in den Speisesaal.

Es war immer wieder eine Qual mit seinem Sohn Zaden. Er war zwar nicht so ein einziges Problem Kind, dennoch war er der jenige, der als Nächstes in der Thronfolge kam und somit die Allianzen zwischen den Reichen sichern sollte. Doch dieser Junge hatte nur Unsinn im Sinn. Von seinen nächtlichen Ausflügen in die Frauenhäuser abgesehen, verspielte er eine Menge Geld bei illegalen Spielrunden und prügelte sich gerne mit Männern, die ihn beleidigten.

Er war sich ziemlich sicher, dass sein Sohn diese Beleidigungen auch alle verdient hatte. Eric hatte genug Kinder, von denen viele nur darauf warteten, dass Zaden starb oder seinen Platz als Kronprinz aufgab. Viele seiner Kinder waren schon tot, gefallen im Krieg, kaltblütig ermordet von Rebellen oder sogar von den Brüdern selbst. Es war eine machtgierige Position, die die schlimmsten Seiten in einem hervor bringen konnten. In störte es nicht, dass er seine Kinder verlor, jedoch musste er es sich sichern, wie auch schon die letzten fast zwei Jahrhunderte, dass sein Reich sich mit anderen gut stellte. Also verheiratete er seine Kinder an die Adeligen in den anderen Reichen und wollte sich mit einer Prinzessinenheirat noch mehr Gold und Sicherheit erarbeiten.

Die letzte Nacht war sein Sohn erst wieder weggewesen und trieb sonst was in der Stadt. Aber er hatte keine Zeit ihm eine Lektion zu erteilen, da sie hohen Besuch hatten. Wenigstens konnte sich Zaden die Zeit nehmen, um sie zu begrüßen.

Der König stolzierte erst in den Saal, als bereits jeder saß. Ein paar seiner Frauen waren auch mit dabei, sowie sein Sohn, ein paar andere seiner Kinder, die schon älter waren und die Prinzessin. Eric ersuchte seinen Stuhl und sah zu ihr.

"Es ist eine Ehre, Eure Hoheit, Prinzessin Kesa, in unserem Königreich willkommen zu heißen. Erlaubt mir, Euch als Zeichen unserer Freundschaft diese Gabe zu überreichen", sprach er mit ihr und einer der Diener stellte sich neben den Platz an dem sie saß und öffnete eine Schachtel, in der eine mit Edelsteinen Besetzte Kette lag.

"Wie ich hörte gab es keinerlei Probleme auf der Reise. Nun, esst und trinkt", eröffnete er das Mahl.

Natürlich musterte er sie ganz genau.

Eine sehr hübsche junge Frau. Womöglich sollte ich sie zu einer meiner Frauen machen, wenn mein Idiot von Sohn kein Interesse an ihr haben sollte.

Kesa wäre eine schöne Bereicherung für sein Harem an Frauen. Und als Prinzessin würde sie weiterhin einen hohen Status innehalten. Er aß und war still, beobachtete sie und beobachtete seinen Sohn.

Die Prinzessin wurde zu ihrem Platz gebracht. Selbstverständlich saß sie dem Kronprinzen gegenüber. Um sich perfekt unterhalten zu können. Was für eine Freude.

Nachdem der König mit ein paar Frauen und Kindern den Saal betrat, begrüßte er sie sehr förmlich. Auch sie grüßte ihn zurück.„Schönen guten Abend Majestät. Vielen herzlichen Dank für die Einladung. Ein Danke gilt auch an ihre ganze Familie.“

Gleich kam auch schon ein extrem teures Präsent. Die Diener brachten es und öffneten die Schachtel. Das Geschenk zauberte ihr ein wirkliches Lächeln über die Lippen. Allein wegen diesem Schmuckstück hatte sich die Reise ausgezahlt. Doch mit dem alleine würde sie bestimmt nicht zurückkehren.

„Ihre Freundlichkeit und Freundschaft bedeuten mir mehr, als ich in Worte fassen kann. Vielen Dank Majestät!"

Kurz darauf wurde die Kette wieder weggebracht, damit sie essen konnten. Der Tisch war nur so gefüllt von vielen Köstlichkeiten.

Jetzt wo alle aßen, fing sie auch zu essen an. Immer wieder spürte sie die Blicke auf ihr. Da sein Vater sie ganz genau beobachtete versuchte Kesa einfach ein Gespräch mit dem Prinzen zu führen. Dann konnte sie beweisen, dass sie sich wirklich Mühe geben würde und das war genau ihr Alibi.

„Habt Ihr morgen Zeit? Ich würde gerne ein paar Läden besuchen und dachte Ihr könntet mich begleiten. Oder gegen einen netten Spaziergang hätte ich auch nichts“, schlug sie ihm vor. „Falls Ihr nicht zu beschäftigt seid“, fügte sie noch hinzu und lächelte ihn an.

Wahrscheinlich hatte er viel zu tun und konnte sie nicht begleiten. Das würde ihr genau in ihre Karten spielen.

Zaden und Kesa saßen sich gegenüber, so erhoffte sich sein Vater sicherlich tiefere Gespräche zwischen den beiden. Nach der unnötigen aber typischen Schmeichelei des Königs konnten sie sich endlich dem Essen widmen.

Das ist doch einfach so aufgesetzt. Das teure Geschenk, ihr Besuch. Mein Vater sitzt mir echt im Nacken!

Er hob seinen Blick und traf den ihren, als sie ihn fragte, ob er morgen Zeit habe. Zaden sah seinen Vater im Blickwinkel und er spürte ganz genau, wie er die zwei beobachtete. Nun räusperte er sich.

"Zwar habe ich einige Termine, aber für Euch werde ich mir natürlich Zeit nehmen! Wer weiß, wann Ihr wieder in die Stadt kommt und die Möglichkeit habt, die wunderbare Architektur und Mode zu bewundern."

Das war das, was sein Vater hören wollte. Natürlich hatte er absolut keine Lust darauf mit ihr den Tag in der Stadt zu verbringen, oder einen Spaziergang zu machen. Doch wenn sie die Möglichkeit hatten zu zweit spazieren zu gehen, dann würde er ihr klar machen, dass er keinerlei Interesse daran hatte, sie zu heiraten. Wenigstens würde ihr das den Kummer ersparen und sicherlich würde sie gleich darauf wieder nach Hause aufbrechen. Für ihn wirkte es so, als hätte sie Interesse an ihm und das brauchte sie nicht haben. Eine Frau für sein Bett, auf jeden Fall, aber eine Frau, an die er gebunden ist, das brauchte er nicht.

In der Stadt werden uns die Wächter nicht aus den Augen lassen. Der Spaziergang eignet sich gut dafür.

"Ihr werdet begeistert sein, was unsere Stadt alles zu bieten hat. Und wenn wir fertig sind, dann können wir gerne spazieren gehen. Es wäre mir eine Freude."

Sie hatten alles geklärt wegen morgen, aber um seinen Vater noch mehr zufrieden zu stellen, wollte er ein wenig den Schein waren und sie "kennenlernen*.

"Sagt, Prinzessin, wie verbringt Ihr Eure Freizeit?"

Leider hatte er doch Zeit und sie zwang sich wieder ein Lächeln aufzusetzen. Wieso musste sie auch beides vorschlagen?

Ein Spaziergang hätte mir auch schon gereicht, aber ich kann ihm nicht einfach absagen.

„Wie schön. Dann kommen wir sicher gut ins Gespräch und können uns mehr austauschen. Vielleicht finden wir ein paar Gemeinsamkeiten“, sagte sie voller Freude und trank dann aus ihrem Glas.

Den Alkohol konnte sie wirklich sehr gut gebrauchen. Kaum hatte die Prinzessin das Glas abgestellt, kam schon eine Frage.

„Ich genieße es in der Natur zu sein und reise gerne, wenn es die Zeit erlaubt. Außerdem lese ich viel. Mögt Ihr es auch zu lesen? Als wir uns vorher getroffen haben, hattet ihr ein Buch in der Hand“, erkundigte Kesa sich bei ihm.

Nachher freute sie sich auf ihr Zimmer. Sie würde sich auch jeden Fall aus dem Zimmer schleichen und die Stadt erkunden. Zur Sicherheit würde sie sich noch eine Wache mitnehmen. Morgen konnte sie sich nicht wirklich auf etwas anderes konzentrieren, wenn sie den Kronprinzen im Schlepptau hatte.

Natur, Reisen, Lesen, speicherte er sich mal ab.

"Hin und wieder reizt es mich ein Buch zu lesen. Aber ich habe nicht viel Zeit dafür, da ich anderweitig beschäftigt bin", erklärte er ihr, ohne mehr darüber zu sagen.

Auch Zaden trank aus dem Glas. Der Alkohol fühlte sich wohltuend in seiner Kehle an.

"Wie lange bleibt Ihr im Sommerreich? Mein Vater hat mir leider keine Auskunft darüber gegeben, ob Euer Aufenthalt ein langer sein wird oder nur von kurzer Dauer."

Nachdem ich mit ihr gesprochen habe, wird sie gleich das Weite suchen wollen.

Jedes Wort, was aus seinem Mund kam, klang ganz sicher melodisch schön in den Ohren seines Vaters. Obwohl Zaden wusste, den König nicht zu unterschätzen. Die beiden kannten sich gut und es war nicht einfach ihm etwas vorzuspielen. Vor allem, nachdem er oft aus der Reihe tanzte.

Muss man ihm alles aus der Nase ziehen?

„Ich werde 1-2 Wochen bleiben. Aber ich werde nicht nur im Palast sein, da ich noch ein paar Dinge zu erledigen habe“

Immer wieder schob sie sich Essen in den Mund um bald mal fertig zu werden.

Noch immer warf der König ein Auge auf die beiden. Ob sie ihm erzählen sollten dass sie kein Interesse hatte? Nie im Leben! Dann konnte sie bestimmt nicht so lange bleiben und sie wollte unbedingt noch ein paar Tiere sehen.

„Habt Ihr vor auch so viele Kinder zu bekommen wie Euer Vater?“, fragte sie rein aus Neugierde.

Wenn sie wieder zu Hause war, würde Kesa mit ihren Freundinnen über ihn sprechen und ihnen alles erzählen.

Verdammt, sie hat vor so lange hier zu bleiben?

Beinahe verschluckte er sich an seinem Wein, als sie ihn fragte, ob er bei der der Fortpflanzung genauso produktiv sein wollte, wie sein Vater. Bei der Frage bröckelte seine Fassade ein wenig.

"Niemand kommt an die Zahl der Kinder und Frauen meines Vaters heran", antwortete er ihr, es war eine gute Antwort, denn so vermied er es, direkt darauf zu antworten. Er war zwar schon 128 Jahre alt, aber er lebte, als wäre er noch jung. Bei seinen vielen Bettgeschichten außerhalb des Palastes grenzte es fast an ein Wunder, dass er noch nicht Vater war. Aber er sorgte vor und nahm Medizin. So wie die Damen in den Frauenhäusern.

"Sag mal, Prinzessin", begann er und beugte sich vor, damit sie ihn besser hören konnte, sein Vater ihn aber nicht gut genug. "Ist es so wichtig, wie viele Kinder man hat? Bestimmt das allein den Wert eines Königs? Denn was nützt es mir, wenn ich Dutzende von Nachkommen habe und trotzdem allein bin?"

Sie schwieg. Er lehnte sich zurück. Sie musste nicht antworten. Es war ein schlechter Start, aber das sollte ihm nichts ausmachen. Trotzdem machte ihn die Frage, die sie in Anwesenheit seines Vaters gestellt hatte, wütend. Natürlich wollte er nicht so viele Kinder haben, aber so eine Antwort konnte er am voll besetzten Tisch neben seinen Geschwistern und vor seinen Eltern nicht ehrlich beantworten.

Dann wischte er sich den Mund ab, legte das Tuch beiseite und schob seinen Stuhl zurück.

"Wenn ihr mich entschuldigt, Eure Hoheit", verabschiedete er sich mit einem leichten Nicken und wiederholte die Geste für seinen Vater.

"Eure Majestät. Ich werde mich zurückziehen, um für den morgigen Tag ausgeruht zu sein", entschuldigte er sich und ging davon.

Eine wirkliche Antwort gab er nicht auf ihre Frage sondern redete sich viel mehr raus. Der Kronprinz war schon sehr gewieft. Ihre Frage war schon sehr privat gewesen und innerlich schmunzelte sie darüber. Das war ihr klar gewesen, dass er sie nicht beantworten würde. Das sagte ihr schon ein wenig was über den Charakter aus.

Da das Gespräch nicht jeder mitbekommen sollte, beugte er sich weiter nach vor, sodass Kesa ihn viel besser hören konnte. Was wollte er jetzt loswerden? Sie das gleiche fragen?

Natürlich konterte er mit einer viel weiseren Aussagen. Jetzt blieb sie stumm um darüber nachzudenken. Vielleicht wollte er wirklich eine die es Ernst mit ihm meinte, weil er bisher Pech hatte mit den Frauen. Bei dieser Sache gab sie dem Prinzen recht. Doch wer war schon glücklich verheiratet worden? Es gab nur sehr wenige die wirklich eine tolle Ehe führten und sich liebten. Sie wüsste niemanden und auch wenn es hier so aussah als wäre alles perfekt, konnte sie sich vorstellen, dass viele Frauen sich gegenseitig wegen dem König an die Gurgel sprangen.

Ein paar Sekunden später, wischte er sich seinen Mund ab und verabschiedete sich. Wirklich lange war er nicht hier gewesen. Ihr kam es so vor als würde er jetzt flüchten. Hatte er Angst vor solchen Fragen? So schlimm war es doch auch nicht gewesen oder? Etwas angespannt sah sie ihm hinterher bis er aus dem Saal verschwunden war.

Den habe ich jetzt richtig am falschen Fuß erwischt. Kann man ihn etwa so leicht aus der Fassung bringen? Morgen konfrontiere ich ihn bestimmt nochmal damit. Das Gespräch ist für mich noch nicht beendet gewesen.

Kesa aß noch ihren Rest auf dem Teller auf und trank ihren Wein aus. Leider konnte sie nicht so schnell verschwinden wie der Kronprinz. Der König erzählte ihr noch einige Dinge von Zaden was sie aber nicht wirklich interessierte, aber sie tat einfach so als würde sie es total spannend finden. Einen schlechten Eindruck wollte sie ihm auf keinen Fall vermitteln.

Dank ihm kann ich mit seinem Vater Zeit verbringen! Das bekommt er morgen zu spüren.

Letztendlich waren alle müde und wünschten sich eine Gute Nacht. Selbstverständlich bedankte sich die Prinzessin für das leckere Essen. Kurz darauf verschwand auch sie in ihr Zimmer, aber es war einfach viel zu spät um sich Nachts noch raus zu schleichen. Das wollte sie ihren Wachen auch nicht mehr antun. Die schienen auch schon sehr müde von der Reise zu sein.

Am nächsten Tag wurde sie von ihren Dienerinnen angezogen und frühstückte alleine. Der König sagte man ist war unterwegs. Von dem Kronprinzen wusste sie nichts was ihr auch gar nichts ausmachte. Stundenlang würde sie sicherlich nicht noch in dem Palast versauern. Wenn er keine Zeit hatte würde sie schon alleine in die Stadt gehen. Es war ganz bestimmt nicht ihr Problem. Den Dienern im Palast richtete sie aus, dass sie schon mal einen Blick in die Stadt warf.

Wenn er deswegen Ärger bekommt ist das nicht meine Schuld.

Mit Bane wurde sie zu den Läden gebracht. Wo sie auch gleich genauer in die Auslage sah.

"Sagt mal Bane, habt Ihr schon einmal schlechtes von dem Kronprinzen gehört?", fragte sie ihn und blickte dann zu ihm.

Bis jetzt erzählten sie ihr nur gutes. Das glaubte sie nie im Leben. Wenn er so ein toller Prinz war, wieso war er noch nicht verheiratet? Allein da mussten schon die Alarmglocken läuten.

Ein paar Tage nach dem Gespräch mit seiner Schwester wurde er damit beauftragt die Prinzessin zum Sommerreich zu begleiten. Mit einer kleinen Gruppe von 5 weiteren Soldaten und ihm als Leibwächter, brachten sie Prinzessin Kesa sicher und wohlbehütet an das andere Ende des Landes.

Die Begrüßung des Prinzen lies ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Man hörte einiges von ihm. Gutes wie schlechtes, doch waren die schlechten Dinge eher nicht bekannt, denn niemand wollte sich wegen Verleumdung mit dem König anlegen.

Still und immer wachsam behielt er die zwei im Blick. Genauso auch beim Abendessen mit dem König. Von den Gesprächen hatte er nichts mitbekommen, dazu stand er zu weit weg, dennoch nah genug, um notfalls bei ihr sein zu können.

Kesa musste sich den Gesprächen des Königs widmen, nachdem der Kronprinz den Saal verließ.

Am nächsten Tag wollte die Prinzessin nicht auf Zaden warten, also begleitete sie ihre Eskorte. Bane ging bei ihr, dennoch immer einen Schritt hinter ihr, die Gegend beobachtend. Die anderen Wächter waren um sie herum verteilt. Sie wollten ihr unter Aufsicht so viel Freiraum geben wie möglich.

Als sie sich sie Auslage genauer ansah, fragte sie ihn, ob es schlechte Dinge gab, die er über den Prinzen gehört hatte.

Bane blieb in seiner Position hinter ihr stehen. Er musste aufpassen, was er sagte.

„Ich habe viele Dinge über den Prinzen gehört, Eure Hoheit. Doch die Straßen der Hauptstadt haben ihre Augen und Ohren überall“, erklärte er ihr, ohne auszusprechen, dass er in der Tat von schlechten Dingen wusste.

Der König hat genauso seine Leute unterwegs. Er ist noch paranoider, als ich es dachte.

Er hat viel über ihn gehört? Dann frage ich ihn später nochmal, wenn wir alleine sind. Falls es schlechte sind, kann ich mich dann bei meinen Eltern rausreden. Aber ich denke sie wissen ganz genau wie er ist und sie haben mir nichts davon gesagt. Jeder hat Schwächen.

"Das dachte ich mir schon", meinte sie und nickte.

Die Sachen die man hier in dem Laden kaufen konnte waren eher knapper und freizügiger. Lag sicherlich an dem Land. Hier bedeckte man sich nicht so sehr wie in den anderen Reichen. Aber das war auch kein Wunder. Von den Temperaturen her war es wirklich sehr warm. Da der Prinzessin schon ein paar Kleider ins Auge stachen ging sie mit Bane und noch einem anderen in den Laden. Sie gab ihren Wachen bescheid sobald sie Zaden sahen, ihn einfach zu holen falls er vorbei kam.

Gleich wurde sie von zwei Damen bedient die ihr halfen sich in der Umkleide umzuziehen. Da sie perfekt passten, kaufte sie sich die Kleider und verließ das Geschäft.

"Wollt ihr auch etwas kaufen? Für eure Familien oder Frauen?", fragte sie ihre Wachen.

Wenn dann hätten sie Zeit. Vielleicht brauchten sie etwas für ihre Familie oder Verwandten. Normal war das nicht was sie ihren Wächtern anbot, aber sie waren auch nur Menschen und die Chance würde sie bestimmt länger nicht bekommen oder gar nicht.

Wenn Zaden kommt, mache ich gleich einen Spaziergang mit ihm, dann haben wir das heute hinter uns.

Natürlich möchte sie wissen, was auf sie zukommt, sollte sie den Prinzen heiraten.

Beim Anprobieren der Kleidung blieben sie vor dem Vorhang stehen und warteten darauf, dass ihre Prinzessin fertig wurde.

Sie wurde fündig. Ihre Frage war unerwartet, denn es war nicht typisch für die Wachen, sich im Dienst privates zu kaufen. Die anderen sahen verwundert und auch bejahend drein, doch Bane schüttelte seine Kopf.

„Eure Hoheit, das ist uns nicht gestattet. Doch ich werde den Männern vor unserer Abreise die Möglichkeit geben, die Stadt für eine kurze Zeit anzusehen“, sagte er ihr zu.

Wenn er könnte, würde er seiner Schwester ein Andenken mitbringen. Doch sich auf Souvenirs zu konzentrieren würde bedeuten, die Prinzessin nicht mehr permanent im Blick zu haben und das durften sie sich nicht leisten. Auch wenn es Frieden gab zwischen den Reichen, konnte man nie wissen wo welche Gefahren lauerte, und wann jemand zuschlagen würde.

Natürlich war Zaden nicht in sein Zimmer gegangen, sondern verließ den Hof um sich in einem der Frauenhäuser abzuregen.

Heute Morgen wachte er in seinem Bett auf, nachdem er ausgeschlafen hatte. Er war ein Langschläfer und total ausgelaugt von der Nacht. Dann machte er sich irgendwann fertig und lernte von den Wachen, dass die Prinzessin schon früh den Palast verlassen hatte.

Ihm war es egal. Je mehr Zeit sie bereits in der Stadt verbrachte, desto weniger musste er mit ihr verbringen.

Da sie auf Schritt und Tritt verfolgt wurde, wusste er direkt wo er sie finden konnte. Für die Menschen war seine Anwesenheit ein Grund dafür, ihre Arbeit stehen und liegen zu lassen. Die einen fanden ihn so anziehend, dass sie deshalb nichts verpassen wollten. Andere hingegen mieden seine Nähe und sahen ihn nicht an. Er kannte die Geschichten über sich.

Als er vor dem Laden war, vor dem Kesa stand, bekam er den letzten Teil ihres wahrscheinlich langweiligen Gespräches mit ihrem Leibwächter mit.

"Prinzessin Kesa, verzeiht mir, dass ich jetzt erst zu Euch komme. Wie ich sehe seid Ihr bereits fündig geworden."

Zaden sah die Tasche in einer der Hände einer ihrer Wachen.

Wenn sie schon fertig ist, dann können wir das gleich abhaken.

"Wollt ihr noch ein bisschen mehr von der Stadt sehen? Ansonsten kenne ich einen schönen Weg, wo wir ungestört spazieren gehen können."

Ihre Wachen hatten den Auftrag nur auf sie aufzupassen und würden erst ein paar Einkäufe erledigen, wenn sie die Rückreise antraten. Deshalb nickte sie nur.

Kurz darauf kam schon der Kronprinz mit seinen Soldaten die für seinen Schutz sorgten.

„Seid gegrüßt Prinz Zaiden. Schön Euch zu sehen, ich dachte schon Ihr hättet doch keine Zeit“, grüßte Kesa freundlich und fing an zu lächeln.

Der kommt ja wie gerufen!

„Ein Spaziergang hört sich perfekt an!“, stimmte sie ihm sofort zu.

Die Prinzessin folgte „ihrem“ Kronprinzen und als sie dort an der Stelle ankamen musste sie staunen. Es war hier wirklich schön und vor allem hatten sie dort ihre Ruhe. Nachdem die beiden den Wachen befahlen ein wenig Abstand zu halten, sah sie zu Zaiden.

„Habe ich Euch gestern wegen meiner Frage verärgert?“, fragte sie neugierig nach.

Als sie daran dachte musste sie innerlich schmunzeln. Sein Abgang war absolut unterhaltsam gewesen. Als wäre er noch ein kleines Kind. Es gab viel schlimmere Fragen.

Zaden hatte nicht gelogen, dass er einen schönen Weg für einen Spaziergang kannte. Es war wirklich eine tolle Umgebung, einzigartig auf spezielle Weise. Seine so wie auch ihre Wachen gingen in einem guten Abstand vor und hinter ihnen. Sie waren außer Hörweite für normale Gespräche.

Während sie gingen, fing Kesa an zu sprechen.

"Eure Frage war unangebracht" erklärte er ihr direkt. "Wir kennen uns gerade mal ein paar Stunden und Ihr fragtet so etwas, ich war überrascht und auch verärgert, ja."

Unbeirrt schritten die beiden weiter voran, er ließ den Blick in die Ferne schweifen, dann sah er zu ihr rüber.

"Ich möchte ehrlich sein Prinzessin. Entgegen der Pläne meines Vaters, mich zu verheiraten, habe ich keinerlei Interesse an einer Braut. Ich fürchte Ihr seid umsonst in unser Reich gereist. Genauso wenig habe ich Lust dazu Euch etwas vorzuspielen."

Nach einer kurzen Pause sprach er weiter.

"Ihr seid nicht die erste Prinzessin oder Frau, die der König als mögliche Braut für seinen Sohn betrachtet und eingeladen hat. Und obwohl Ihr mehr als hübsch anzusehen seid, habe ich nicht mehr Interesse an Euch, als Euch eines Tages in meinem Bett zu sehen. Aber das wird ja nicht möglich sein."

Er beschloss sie gleich so zu vertreiben.

Wenn er schon wegen so einer Frage herum jammerte dann wäre er sowieso für nichts reif. Doch ihr konnte es sowieso egal sein. Das war wieder so ein Punkt den sie ihren Eltern aufzählen würde, wenn sie wieder Zuhause war. Besser konnte es gar nicht laufen.

Der Kronprinz speiste sie einfach ab und erklärte ihr gleich, dass sie völlig umsonst gekommen war. Das dachte er, aber so schnell würde sie sicher nicht einfach wieder verschwinden. Er hatte nichts zu sagen als Kronprinz, wenn der König ihr erlaubte noch zu bleiben. Das er auch noch so eine ekelhafte Einladung aussprach waren sie nun Quitt. Da würde sie sich bestimmt nicht mehr wegen der Kinderfrage entschuldigen.

Kesa fing plötzlich an zu lachen, als hätte der Prinz gerade mit ihr gescherzt.

„So eine Einladung habe ich noch nie erhalten. Seid Ihr denn wirklich für so ein Vergnügen zu haben?“, erkundigte sie sich bei ihm.

Der eine totale Vollkatastrophe. Kein Wunder warum er noch allein ist. Wer will schon sowas? Aber wenn ich schon nach ein paar anderen hier bin, ist der König sicher schon verzweifelt und will mich noch ein bisschen hier haben.

Was ist mit ihr los?, fragte er sich verwundert, als sie anfing zu lachen. Zaden schmunzelte, offenbar nahm sie das nicht einmal ernst. Sie ging nicht einmal darauf ein, was er sonst gesagt hatte.

Er griff nach ihrer Hand und drehte sie so fest zu sich, dass ihre Oberkörper aneinander prallten.

"Ihr lacht darüber, aber habt keine Ahnung was Ihr da wissen wollt. Ich sehe zwar noch jung aus, Prinzessin, doch ich lebe schon viele Jahre länger als Ihr es tut. Für was ich zu haben bin und was ich mit Euch anstellen würde, könntet Ihr Euch nicht einmal in Euren Träumen vorstellen. Aber dabei bliebe es auch. Wenn Ihr also einen Prinzen sucht, den ihr heiraten könnt, dann sucht in einem anderen Reich danach."

Noch immer hielt er sie fest und noch immer waren ihre Körper aneinander gedrückt. Zaden war stark, auch wenn seine Statur nicht darauf schließen schließ. Nun ließ er sie los. Er spürte, wie angespannt die Wachen waren, die mittlerweile einen Schritt näher gekommen waren. Vor allem dieser Feuerkopf von Leibwächter ihrerseits, das konnte man ja gar nicht NICHT spüren.

Zaden sah ihr in die Augen, er scheute keinen Augenkontakt.

Seine Hand hob er an ihr Kinn und strich mit dem Daumen sanft über ihre Lippe.

"Es sei denn, Ihr seid es, die Interesse an so einem Angebot hat", fragte er nach, sein Blick fiel auf ihre Lippen.

Plötzlich griff er nach ihrer Hand und drückte sie so fest zu sich, dass sie an ihn geknallte. Ihre Brüste drückten sich an seinen Oberkörper was sie gar nicht so toll fand. Was sollte das werden, wenn er fertig war?

Also ist er schon so ein alter Knacker. Würde auch Sinn ergeben wieso er jede zu sich ins Bett einlädt und er so unsympathisch und grob ist.

Erstmal blieb sie still und ließ ihn einfach machen. Nachdem er sie losgelassen hatte, konnte sie ein bisschen aufatmen, aber nicht lange. Der Kronprinz ließ sie nicht aus den Augen. Stattdessen griff er nach ihrem Kinn und hob es an, damit Kesa sich nicht ablenken ließ. Einerseits fühlte es sich doch spannend an so wie er sie packte, aber wenn sie darüber nachdachte fand sie ihn krank.

Der hat doch einen Totalschaden! Ist der so verzweifelt oder einfach nur dumm?

Als Zaden noch stand über ihre Lippe strich und wissen wollte ob sie in sein Bett kriechen würde musste sie sich innerlich beherrschen nicht zu lachen. Das war doch nicht wirklich sein Ernst oder? Für Sex konnte er Kesa brauchen, aber das war es schon gewesen.

Andere wären sicher sofort schwach geworden, selbst sie die kein Interesse an ihm besaß musste sich kurz sammeln. Es hörte sich schon verführerisch gut an, doch wenn sie an die ganzen Krankheiten dachte verging der Prinzessin alles.

Ein richtiger Lüstling… wundert mich kein Stück.

„Ich bin ehrlich gesagt nicht wegen Euch hier, ich habe nur eine Begründung gesucht um hierher reisen zu können. Also könnt Ihr in Ruhe wieder zu Eurem Alltag zurück. Trotzdem würde ich gerne noch die Zeit lang bleiben, da ich ein paar Sachen zu erledigen habe. Ich glaube wir können uns sicher einigen oder mir dabei helfen“

Freiwillig macht er bestimmt nichts.

„Als Gegenleistung hätte ich selbstverständlich etwas für Euch“

Grinsend ließ er von ihr ab und nahm seinen Gang wieder auf.

Sie lässt das echt eiskalt. Vielleicht habe ich sie unterschätzt, wenn sie sagt, dass sie nicht wegen mir hier ist.

Er merkte nicht eine Spur von Nervosität, als er sie berührt hatte.

"Was habt Ihr mir zu bieten, was mich dazu bewegen könnte, Euch zu helfen Euren Aufenthalt hier etwas länger zu genießen? Denn der König ist kein geduldiger Mensch und wenn er weiß, dass diese ganze Farce hier umsonst ist, wird er keinen Grund darin sehen, Euch noch weiter hier behalten zu wollen", erklärte er.

Wirklich trauen tat er ihr nicht. Er kannte sie nicht und sie könnte auch ein dummes Spiel mit ihm spielen.

Mal gucken, was sie für ein Angebot hat.

Endlich hatte er seine Griffel wieder bei sich, da wo sie auch hingehörten. Je weniger man sich auf solche Dinge einließ oder sich anmerken ließ umso unsicherer wurde die andere Person. Man musste nur wissen wie man reagierte.

„Das mein Kronprinz Zaden, müsste ich Euch zeigen. Dann wäre es ja keine Überraschung mehr und ich würde Euch die Vorfreude nehmen“

Einfach so ohne Plan war sie nicht hergereist. Sie war keine Vollidiotin und hatte schon alles was sie brauchen würde mitgenommen.

„Sobald wir wieder im Schloss sind treffen wir uns in meinem oder Euren Gemächern, damit keiner davon Wind bekommt. Besser ihr besucht mich“, zwinkerte sie ihm zu.

Und für die anderen sieht es so aus als würden wir uns für etwas intimeres treffen. Passt doch schon wie am Schnürchen.

Hin und wieder sah er zu ihr.

Was hat sie nur vor? Hübschen Gesichtern kann man einfach nicht trauen.

Sie schlug sogar vor, sich in seinen oder ihren Gemächern zu treffen. Damit hätte er gar nicht gerechnet, denn das würde ganz sicher nicht unbemerkt bleiben und sich wie ein Lauffeuer im Schloss verbreiten, wenn es die falschen Personen sahen.

"Dann werde ich Euch heute Nacht besuchen", bestätigte er ihr.

Zaden behielt es erst einmal für sich, dass sie aufpassen musste, dass der König nicht ein Auge auf sie warf. Denn was sein Vater haben wollte, das bekam er auch.

"Ist es überhaupt möglich ohne euren Leibwächter ein Gespräch zu führen? Er lässt euch keine Sekunde aus den Augen."

Bane hatte ein ganz ungutes Gefühl beim Prinzen. Zwar machte er den Eindruck, als wäre er einfach ein junger Kerl, der sein Leben nicht im Griff hatte, aber er wusste, dass der Kronprinz nicht unschuldig war. Eher war er der Wolf im Schafspelz.

Beim Spaziergang gingen die Sommerwachen und die seiner Gruppe in gutem Abstand zu den beiden. Sie unterhielten sich, während sie sich umsahen. Bane hörte nichts, und das beunruhigte ihn.

Plötzlich zog der Prinz Kesa an sich heran. Sofort war Bane bereit dazu, zu ihr zu kommen, doch er blieb stehen, wie die anderen auch. Seine Hand war an seinem Schwert, jederzeit bereit zum Angriff, doch war er zu weit von der Prinzessin entfernt. Er könnte höchstens die anderen Wachen aufhalten. Der Kronprinz fasste Kesa am Kinn, da ging Bane einen Schritt vor, aber er sah in ihrem Blick weder ein Anzeichen von Furcht, noch davon, dass sie von seiner Berührung angetan wäre, also stoppte er.

Sein Herz schlug sehr schnell.

Es ist nichts. Wahrscheinlich nur eine fehlerhafte Bemühung von ihm ihr nahe zu sein.

Als die zwei wieder ihren Spaziergang fortfuhren war er erleichtert. Doch er war stets angespannt und behielt alles genau im Blick.

„Meint Ihr in meinen Gemächern? Da sind wir mehr als nur ungestört. Da braucht ihr Euch nicht zu Sorgen. Ich werde ihnen selbstverständlich befehlen uns in Ruhe zu lassen“, erklärte Kesa dem Prinzen.

Falls es zu Komplikationen kommen sollte gebe ich Bane bestimmt ein Zeichen. Weiß man ja nie. Wenn er mich vor den Wachen schon so angreift will ich nicht wissen was ist, wenn wir allein sind.

„Meine Wachen sind übervorsichtig, aber ich denke das ist ja der Sinn der Sache“

Nachdem die beiden noch ein bisschen geredet hatten, trennten sich ihre Wege. Kesa kümmerte sich um ihre Aufgaben die sie erledigen wollte und war sehr zufrieden damit. Wer wusste wie lange sie noch bleiben konnte. Lieber machte sie das dringende zuerst.

Am späten Nachmittag kehrte sie mit ihren Wachen zurück. Bane holte sie sich allein in ihr Zimmer. Sie wollte nochmal wissen was Zaden so an sich hatte. Was er konnte und was seine Fehler waren. Je mehr sie noch von ihm wusste umso besser war es für die Prinzessin.

„Was genau wisst Ihr über ihn?“, fragte sie Bane.

Seinen Namen musste sie bestimmt nicht noch einmal erwähnen. Zuvor hatten sie sich schon abgesichert ob ja niemand in ihrem Raum war. Nur zur Sicherheit.