Esszimmer

Ihr Vater setzte sich an das Tischende. Chungha setzte sich neben ihn hin gefolgt von Jake. Kaum saßen die drei wurden ihnen gleich Getränke serviert.

„Du warst schon lange nicht mehr hier Schatz. Du solltest echt mal Pausen einlegen und dich ausruhen“ , gab er ihr einen Rat.

Aufmerksam hörte sie ihm zu und nickte, doch dann erwähnte er die Übernachtung und sah ihn schockiert an.



„Wie wäre es mit diesem Wochenende? Ich habe euch ein Zimmer beziehen lassen. Dort könnt ihr übernachten“, erklärte er ihnen.

Als Chungha die Worte hörte, trank sie gerade aus ihrem Glas. Sogleich spuckte sie ihren Saft aus und fing an zu husten. Nachdem sie sich beruhigte hatte und ihren Mund abwischte sah sie wieder zu ihrem Vater.

„Wir haben keine Zeit“, sagte sie dann schnell.

Zum Glück ließen die beiden ihre Hände wieder los, noch länger würde er das bestimmt auch nicht aushalten. Es fühlte sich einfach komisch an, aber da er für diese Show ein Fahrrad bekam, was er seiner Mutter schenken wollte, gab er sich Mühe und drückte es durch.

Ihr Vater hatte viele Fragen gestellt, als sie noch draußen standen. Er wollte wissen, wie seine Tochter an der Arbeit war und wieso Jake Chungha mochte. Sie lenkte einfach ab und dann gingen sie rein. Doch eigentlich wollte er ihm noch eine Antwort geben.

Das Innere des Hauses enttäuschte auch überhaupt nicht, es passte zum Äußeren. Sie setzten sich ebenfalls hin. Chungha auf die eine Seite neben ihren Vater und Jake saß ihr gegenüber. Es wirkte alles sehr teuer, so wie bei ihr in der Firma.

Irgendwie macht ihr Vater einen netteren Eindruck auf mich, als ich es dachte. Ich habe gedacht, dass er schlimmer ist, als sie! Wirkt für mich wie ein liebender Vater.

Doch als er plötzlich meinte, sie sollten dort übernachten, da sah er sie und ihn kurz entsetzt an.



Sie hat sogar ihren Saft zurück laufen lassen, ist das eklig.

Jake räusperte sich kurz.

"Abeoji!", fing er an zu reden und lächelte dann verlegen vor sich hin.



"So weit sind wir noch nicht", erklärte er ihm ehrlich und kratzte sich am Hinterkopf. Jake wollte ja nicht, dass ihr Vater von ihm dachte, er würde sie wahllos verführen oder sonstiges. Besser er ließ ihn glauben, dass zwischen den beiden auf solcher Ebene nichts lief. Das stimmte ja auch.

Nun wollte er auch ablenken und nahm die Flasche, die am Tisch stand.

"Lassen Sie mich Ihnen etwas einschenken!", sprach er und schenkte ihrem Vater mit beiden Händen ein.

Das ist jetzt schon so unangenehm.

"Sie fragten mich, wie ihre Tochter an der Arbeit ist. Darauf konnte ich Ihnen noch gar nicht antworten", sagte er und schenkte sich ebenfalls etwas ein.

"Chungha ist zu mir nicht netter, als zu den anderen", meinte er offen. "Das liegt aber daran, dass sie niemanden bevorzugt behandelt! Und ja... sie kann unausstehlich sein", meinte er mit einem Lächeln und sah sie an.



Das ist sogar noch untertrieben!

Da es nicht noch peinlich genug war, musste Jake ihm auch noch erzählen, dass sie noch nicht so weit waren. Innerlich dachte sie nur das es soweit nie kommen würde. Mit einem Angestellten eine Beziehung zu führen war einfach nichts für sie. Am liebsten würde sie am Boden versinken. Kaum war das Thema abgeschlossen, meinte ihr Assistent das er noch eine Antwort geben wollte. Sie konnte nicht glauben was er sagte und wollte ihm eine über den Kopf ziehen. In der Arbeit würde sie ihn extra viele Aufgaben geben um sich bei ihm zu rächen. Als würden sie sich ewig kennen fingen die beiden an zu trinken. Egal was Jake machte, jeder war beeindruckt von ihm. Wie machte er das bloß?

Sprachlos sah sie Jake, als er das mit der Arbeit erwähnte und meinte sie wäre unausstehlich.  Ihr kam vor als wäre es eine Verschwörung gegen sie. So schlimm war sie doch gar nicht zu ihm gewesen. Nach ihrer Meinung nach war sie noch sehr nett gewesen. Wenn sie wollte konnte sie auch ganz anders.



Aber das wollte sie nicht auf sich sitzen lassen.

So ein Arsch...Ich zertrümmere sein peinliches Damenrad, wenn er weiter macht.

„Das kann ich nur zurückgeben Jake“, meinte sie zuckersüß zu ihrer Begleitung und formte ein übertriebenes Herz.



Sie zog seinen Namen extra immer lang, wenn sie von ihm genervt war. Gerne hätte sie ihm etwas anderes gezeigt, aber das konnte sie ihm Moment nicht. Normalerweise war sie echt nett doch er schaffte es das sie auch im privaten bald zu einer Bestie werden würde.

„Und wie sehen Ihre Zukunftspläne aus“, fragte er interessiert nach.

Bis jetzt hatte ihr Vater einen sehr guten Eindruck von ihm und er fand ihn sympathisch, denn mit ihm konnte man sich gut unterhalten. Auch war er sehr ehrlich, das gefiel ihm noch besser.

Das gefiel ihm, dass er heute den Spieß mal umdrehen konnte. Er wollte aber nicht zu sehr gemein zu ihr sein. Deshalb ergänzte er noch ein paar Dinge, die er von Eri gehört hatte.

"Aber die Art, wie sie die Firma leitet, spricht für sich!", lobte er sogar. Auch wenn es ihm nicht passte, dass sie ihn immer anfuhr, aber sie schien den Rest richtig zu machen, denn die Mitarbeiter waren zufrieden, zumindest die mit denen er sich schon unterhalten hatte. Als persönlicher Assistent hatte man irgendwie einfach die Arschkarte gezogen.

Nun brachten ein paar Angestellte das Essen und sie fingen an zu essen.



Als Yong von ihm wissen wollte, was seine Pläne für die Zukunft waren, da hörte er kurz auf zu kauen, fuhr aber gleich wieder fort und schluckte das Essen hinunter.



"Meine Zukunftspläne?", wiederholte er und trank noch einen Schluck. "Irgendwann möchte ich gerne heiraten und eine eigene Familie gründen", fing er an zu erzählen und das stimmte auch. Dann redete er weiter.



"Doch zur Zeit ist das noch nicht möglich. Als mein Vater vor ein paar Jahren starb, zog ich zurück zu meiner Mutter und helfe ihr. Sie hat nicht sehr viel, deshalb habe ich meine eigenen Pläne erst einmal zur Seite geschoben. Mein derzeitiges Ziel ist, ein guter und fleißiger Sohn zu sein, auf den meine Mutter stolz sein kann", erklärte er ihm ehrlich.



Jake wollte endlich richtig Fuß fassen in einer Arbeit. Es war für sie bestimmt nicht einfach, dass er immer wieder seinen Job verlor. Auch, wenn sie ihn liebte, es war nicht leicht das Gerede der anderen Leute anzuhören. Ganz automatisch schenkte er ihm wieder etwas in das Glas ein.

"Abeoji, leben Sie ganz alleine in dem großen Haus hier?", fragte er ihn und aß weiter.

Gespannt sah sie zu ihm und hob eine Augenbraue, als er davon sprach, dass sie ihre Firma anscheinend gut leitete. Wahrscheinlich war das auch nur eine große Lüge. Genauso wie das hier zwischen ihnen.

Wie schafft er das nur sich bei meinem Vater so einzuschleimen? Ich bin richtig überraschst. Wow.. Hoffentlich gefällt ihm Jake nicht zu sehr. Ich will nicht ständig mit ihm aufkreuzen müssen, nur weil sich die beiden dann mögen.

Das er eine Familien gründen wollte und noch dazu heiraten wunderte sie nicht. Das war auch ganz üblich hier. Doch dann wurde sie hellhörig als er das mit seinen Eltern erzählte. Jetzt tat es ihr irgendwie Leid. Musste sicher schwer für die Mutter sein. Nett das er ihr half und sich selbst hinten anstellte, das war auch nicht selbstverständlich.



Irgendwie hatte sie das Gefühl hier überflüssig zu sein, deshalb aß sie nur ihr essen und sagte nichts. Die beiden verstanden sich so gut als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Chungha dachte, dass das hier ein völliger Reinfall werden würde, jedoch sah das ganz anders aus.

„Noch wohne ich hier alleine“, erzählte ihr Vater ihm voller Freude.

„Was meinst du mit noch?“, fragte Chungha verwirrt nach und sah jetzt ihren Vater an.



„Ich wollte es dir eigentlich schon früher sagen, aber ich habe eine neue Frau kennengelernt. Ich würde euch beide zu einem Treffen einladen, damit ihr sie kennenlernt“, erzählte er aufgeregt.

Er hat eine neue? Ich dachte für ihn würde es nur meine Mum geben..

"Das ist schön für dich Dad. Ich gratuliere dir", wünschte sie ihm Glück und klatschte.



„Wir beide?“, wiederholte sie und warf einen kurzen Blick zu Jake rüber.



Dann musste sie ihn ja wieder mit einem Geschenk bestechen. Was würde er diesmal wollen? Ein zweites Fahrrad? Sollte sich doch ihrem Vater die Wahrheit erzählen?

Das Essen schmeckt echt teuer. Das muss ne Menge gekostet haben. Am besten haue ich voll rein, sowas Gutes kriege ich ja sicher so bald nicht mehr!, dachte er sich und aß weiter.

Ihr Vater erklärte, dass er noch alleine in dem Haus lebte. Aber er redete weiter und offenbarte seiner Tochter und ihm, dass er eine Frau kennengelernt hatte. Jake sah überrascht zu Chungha, die offensichtlich noch nichts davon gewusst hatte. Irgendwie war es ein unangenehmer Moment, wem wäre es nicht unangenehm, wenn jemand, den er nicht leiden kann, so etwas gleichzeitig erführe wie man selbst.

Doch sie gratulierte ihrem Vater und klatsche sogar dabei. Jake konnte es nicht erkennen, ob sie sich wirklich freute, oder, ob sie es nur spielte. Dazu kannte er sie zu wenig, aber es war ihm eigentlich auch egal. Was ihm allerdings nicht egal war, war, dass er gerne Chungha und Jake dabei haben wollte, wenn es um ein Kennenlernen ging.



Er konnte ja nicht einfach sagen, dass er darauf keine Lust hatte. Dass sie ihn ansah, hatte er schon bemerkt und sah ebenfalls zu ihr.



"Aber auf jeden Fall wollen wir sie kennen lernen!", wandte er gleich ein, damit die Stimmung nicht kippte und sah dann zu ihrem Vater mit einem Lächeln. Weil das Glas ihres Vaters schon leer war, schenkte er ihm nach.

"Ich trinke nichts mehr, sonst kann ich Ihre Tochter nicht sicher nach Hause bringen!", erklärte er ihm und aß dann weiter. Er wollte so viel es ging davon essen, weil es gut schmeckte. Sicher hätte er später Bauchschmerzen, weil er so reinhaute, aber das war ihm egal.

Erleichtert darüber dass er zusagte sah sie zu ihrem Vater und lächelte ihn an. "Wir kommen sehr gerne", äußerte sie sich und formte ein Herz.



Ob er genauso glücklich ist wie mit meiner Mutter? Wieso hat er mir davon nie etwas erzählt? Vielleicht habe ich ihn doch zu oft abgewimmelt und er wollte es mir die ganze Zeit sagen. Oder hatte er Angst vor meiner Reaktion?

Es freute Chungha ihren Vater endlich glücklich zu sehen und das gönnte sie ihm vom ganzen Herzen. Jeder verdiente es glücklich zu sein und mit einem geliebten Menschen alles zu teilen. Was Jake anging, denn würde sie bis dahin einfach loswerden.

Da fällt mir schon eine Ausrede ein. Jake ist krank geworden und kann deshalb nicht kommen...ganz einfach.

"Sie sind ein richtig gutes Vorbild Jake. Mit Ihnen hat sie ja einen Volltreffer gelandet. Das freut mich sehr für euch, euch so glücklich zu sehen"

Chungha fiel auf, dass er das Essen in sich hineinstopfte. Bekam er zu wenig Essen? Oder hatte er immer so einen Appetit? Da es nicht ihr Problem war, sagte sie nichts und trank aus ihrem Glas. Ihr Vater amüsierte sich köstlich und trank ganz schön viel, weil Jake andauernd nachschenkte. Doch er selbst trank nichts mehr. Später würde sie ihm sagen, dass sie nicht mit ihm nach Hause fuhr. Sie hasste es, wenn jemand Alkohol trank und dann noch mit einem Fahrzeug fuhr. Da würde sie sich lieber von einem Taxi sicher nach Hause bringen lassen.

"Ach übrigens. Da fällt mir ein, das es ein Wochenendausflug wird", freute er sich und trank aus dem Glas, was Jake wieder zuvor gefüllt hatte.

"Da muss ich noch mit Jake darüber reden, ob wir so lange können", meinte sie und lächelte ihren Vater an.



Bestimmt verbringe ich nicht mit ihm ein ganzes Wochenende.

"Ach kommt. Es sind nur ein paar Tage. Jake macht das nichts aus oder?", fragte er und warf einen Blick zu ihm.

Es gibt bestimmt noch genug Ausreden, die wir einbringen können, damit ich nicht mit dabei sein muss. Aber das kommt erst, wenn es soweit ist. Ihr Vater ist aber viel netter, als ich es gedacht habe. Auf jeden Fall verstehe ich mich mit ihm besser, als mit ihr.

Wie es schien, war ihr Vater sehr glücklich über die zwei, was Jake sehr verwunderte. Spielten die beiden so gut? Naja, Jake spielte bisher eigentlich ja nicht einmal wirklich etwas, außer der Fakt, dass sie eine Beziehung vorgaben, war alles andere die Wahrheit.

Ja, ich bin ein gutes Vorbild, ich weiß. Aber eigentlich habe ich schon zu viel getrunken. Hoffentlich ist das bis ich fahre wieder draußen. Jake hatte gar nicht besonders viel getrunken, aber bis er wieder wegfuhr, war es sicher wieder besser. Dass er dabei so viel aß, war umso besser, damit der Alkohol besser verarbeiten werden konnte.

Was? Gleich ein ganzes Wochenende?, schoss es durch seinen Kopf, als Chunghas Vater das sagte. Wie sollte er es so lange mit ihr aushalten? Nein. Absolut nicht. Es war ausgemacht, dass er heute mitkam und das wars. Er wollte gar nicht zu viel mit ihr zu tun haben, da war ein gemeinsames Wochenende richtig ungut, vor allem, da es nicht die Arbeit, sondern privat war. Sicher wollte er auch noch, dass sie sich dann ein Zimmer teilten. Bei dem Gedanken daran kam ihm fast sein Essen wieder hoch. Schnell trank er etwas darauf.



"Ein ganzes Wochenende?", wiederholte er und stellte sein Glas ab, dann sah er zu seiner Chefin. "Da muss ich erst schauen, ob sich das bei mir einplanen lässt", antwortete er ihm und sah ihn wieder an. Chungha sagte er das noch, dass er das auf keinen Fall machen würde. Wenn dann musste sie jemand anderen fragen.

Jake wischte sich kurz seinen Mund ab.

"Ich gehe kurz auf die Toilette", sagte er und ließ sich von einer Bediensteten das Badezimmer zeigen.

Jake verschwand auf die Toilette und sie sah ihm hinterher. Danach wandte sie sich zu ihrem Vater. "Ein Tag geht sicher, aber das ganze Wochenende wahrscheinlich nicht", meinte sie zu ihm.

Natürlich hatte sie das gar nicht vor mit ihm zu kommen. Vielleicht mischte sie ihm einfach was ins Essen, damit er krank wurde und sie nicht lügen musste. Mit ihm würde sie auf keinen Fall in einem Zimmer schlafen, selbst wenn er nur auf der Couch schlief und sie im Bett. In ihrer Freizeit wollte sie ihn nicht auch noch ertragen und schon gar nicht an ihrem kostbarem Wochenende. Außerdem hatte sie selten frei, weil sie genug in der Firma zu tun hatte. Schließlich machte sich das nicht von alleine.

"Ich gebe dir auf jeden Fall noch Bescheid", sagte sie und lächelte ihn an.



Noch immer kam sie damit nicht klar, dass ihr Vater ihn so gern mochte. Er war richtig normal und vom Charakter nicht ihr Typ. Zumindest das was sie an der Arbeit kannte gefiel ihr gar nicht.

Endlich waren sie mit dem Essen fertig und sie wartete auf Jake. Sie würde einfach so tun als würde sie mit ihm nach Hause fahren. Wenn sie ein Stückchen gefahren waren, wollte sie sich von einem Taxi abholen lassen. Das war für sie viel sicherer als bei ihm auf dem Motorrad. Außerdem wollte sie sich nicht wieder wie eine verrückte an ihn klammern.

Nachdem er zurückkam, verabschiedeten sie sich von ihrem Vater. Die beiden fuhren davon und Chungha ließ sich gleich mal nach einigen Metern absetzten. Den Rest würde sie mit dem Taxi nach Hause fahren. Soweit war sie noch nicht, dass sie Jake vertraute.