Wohnzimmer, Küche, Bad etc.

Sein Blick wanderte rüber und suchte Ryujins Augen. Natürlich wollte sie das jetzt gerne wissen, was er mit Ningning machen wollte. Für sie wäre es mehr als nur ein Schlag ins Gesicht, wenn er sexuelle Dinge im Sinn hätte.

Dann wandte er sich seinem Essen zu und sah auf die Uhr.



"Das werde ich noch bekannt geben. Aber jetzt muss ich euch tragischer weise verlassen. Denn es gibt noch wichtige Dinge mit meiner Mutter zu besprechen, die nicht warten können."

JK schob den Stuhl nach hinten und stand dann auf. Wieder sah er Ning an.



"Ich lasse es dich wissen, wie du mir deine Dienste erweisen kannst. Und bis dahin, bleib anständig und versuche nicht zu fliehen", zwinkerte er ihr zu. Dass sie davon mehr verstört war, als etwas anderes, entging ihm nicht und er erwartete es auch nicht. Sie war nur eine Frau und jede Frau konnte man irgendwann brechen, wenn man die richtige Taktik anwendete, doch bei ihr wäre es zu früh und er müsste sich ganz anders geben.

"Wir sehen uns", verabschiedete sich der zukünftige Boss und verschwand.

Auf ihre Frage hin, gab er keine Antwort, sondern er würde es sie dann alle wissen lassen. Danach musste er weg, weil er noch mit seiner Mutter eine Besprechung hatte. Vielleicht floh er auch nur vor der Antwort. So genau konnte sie das nicht sagen.

Ihre Dienste? Das hört sich so an als würde er sie wirklich flachlegen wollen.



"Und was machst du jetzt mit der Frau von Dal? Lässt du sie immer bei dir im Bett schlafen?"

Der wird doch nicht wirklich mit ihr in die Kiste steigen oder? Muss ekelhaft sein, wenn sein Vater sie durchhat und dann kommt noch sein Sohn danach.

"Wenn dich dein Vater erwischt bist du dran! Wieso lässt du sie nicht einfach putzen und sterben? So wie die anderen alle?", fragte sie und sah dann zu Ning.

Die kleine Ning wollte keinen Verärgern und bekam sofort Angst, nachdem er fallen gelassen hatte wer Jk war. Das sollte sie auch. Sie durfte schon wissen wer hier genau das sagen hatte. Vor Panik hörte sie auf zu Essen und starrte verängstigt zu Jungkook. Der Anblick war lustig. Natürlich ließ sich Jk die Situation nicht nehmen und nutzte sie zu seinen Gunsten. Das hätte Mingi genauso gemacht. Da waren sie einfach gleich.

Würde ich auch gerne wissen was er mit ihr vorhat, aber das wird er schon noch erzählen. Wir sind sowieso die ersten die davon erfahren werden.

"Da kann man wohl nichts machen, wenn die Arbeit ruft. Bis später!", verabschiedete er sich von seinem Freund.

Sobald er weg war, wollte RJ wissen was er mit Ning machen wollte.

"Das geht dich nichts an was ich mit ihr mache. Kümmere du dich lieber um deine Angelegenheiten. Sie schläft bei mir, wenn ich das will und wenn du das meinem Vater davon erzählst dann haben wir beide so ein richtiges Problem", klärte er sie auf.



Ihre Reaktion war nur Hilflosigkeit und das fand er richtig amüsant. Ning brachte nichts mehr raus und hielt einfach ihren Mund so wie sie es gewohnt war.

Oft tat sie so als hätte sie hier das sagen. Vielleicht weil sie zu ihrer Gruppe gehörte, aber das ließ sich schnell ändern. Schließlich gab es wegen ihr nur Probleme. Wäre sie nicht bei ihnen dann wäre Chaewon vermutlich nicht verschwunden. Wenn das so weiterging würde er mit Jk darüber sprechen das sie nicht mehr mit ihnen abhängen konnte.

Ryujin war gleich wieder eingeschnappt und sie redeten noch ein bisschen, bis sie fertig waren. Mit den anderen beiden ging er weg und ließ Ning allein.

Dass es mit einer kleinen Entschuldigung nicht gleich wieder gut war, hätte sie sich denken müssen, denn offenbar hatte sie ihn verärgert. Wahrscheinlich musste man hier nur atmen, um jemanden schon verärgern zu können.

Auf einmal beugte er sich mehr über den Tisch rüber. Automatisch wich sie zurück.

Was... was hat er jetzt vor??

Als er meinte, er wüsste, wie sie es wieder gut machen konnte und dann auch noch mit seiner Hand in ihre Richtung kam, da raste ihr Herz und sie wurde innerlich panisch. Wollte er sie anfassen? Würde er sie dazu bringen mit ihm zu schlafen? Oder wollte er sie schlagen? Anstatt zu zucken oder irgendeine Reaktion zeigen zu können gefror ihr ganzer Körper zu einem Klumpen. JKs Finger strichen über ihr Kinn. Die Berührung alarmierte alle Nerven in ihr drin.

Doch er machte nichts weiter, als etwas von dem Essen, was dort gelandet war, wegzumachen und selbst zu essen. Ningning musste zugeben noch nie etwas gleichzeitig so verstörendes aber auch erotisches erlebt zu haben. Beschämt sah sie woanders hin.

Das halte ich nicht mehr aus. Ich will nicht mehr, jammerte sie innerlich. Sie verzweifelte schon fast. Und wieder war der Gedanke sich das Leben zu nehmen so einfach. Früher hatte sie nie an solche Dinge gedacht. Aber sie hatte Angst und sie fürchtete sich davor, dass ihr jemand anderes auch solche Dinge antat, wie ihr Mann.

Ihre Augen brannten schon, weil sie sich zusammenreißen musste, nicht zu weinen. Zum Glück blieb Jungkook nicht mehr länger, weil er andere Geschäfte zu erledigen hatte. Darüber war Ning froh und sie hoffte, dass die anderen auch bald gingen.

Was Jungkook mit ihr vorhatte, wollte er ihr noch mitteilen. Sie wollte es gar nicht wissen, denn sie hatte Angst.

Nachdem er weg war, saßen noch Mingi, Ryujin und Wooyoung mit ihr am Tisch. Die taffe Frau fing an über Ningning zu sprechen, als säße sie nicht neben ihnen. Schon alleine die Bezeichnung "Frau von Dal" war in ihren Augen sehr abwertend, als wäre sie sonst nichts, wertlos.

Nings Eindruck von Ryujin war kein guter. Aber den hatte sie von niemanden der dort anwesenden. Ihr war einfach jeder total unsympathisch und angsteinflößend. So wie RJ mit den anderen redete, fragte sich Ningning, welche Position sie in der Gruppe hatte. War sie mit dem zukünftigen Boss liiert?

Nein, so wie Mingi mit ihr redet, kann sie nicht wichtiger sein, als er, schlussfolgerte sie aus seiner Art mit Ryujiin zu sprechen. Ning sagte gar nichts mehr dazu, sie starrte lediglich hier und da wieder woanders hin.

Bei ihm schlafen, wenn er das will. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er hat mich einfach geküsst und wollte wer weiß was mit mir machen in der Umkleidekabine. Bitte, ich hoffe, er lässt mich einfach in Ruhe. Ich hoffe, jeder hier lässt mich in Ruhe.

Irgendwann gingen die drei dann auch und Ning war alleine in der Wohnung. Weil ihr Herz so aufgeregt war und ihr so viel durch den Kopf ging, konnte sie endlich ihre Emotionen rauslassen. Noch auf dem Stuhl sitzend, hob sie ihre Beine dazu und zog sie an sich heran. Ihren Kopf vergrub sie darin und dann weinte sie. Sie hatte keinen Grund dazu es nicht zu tun. Ihr Kopf platzte fast vor lauter Gedanken, die sie hatte. So viele Gedanken, die sie dazu verleiten würden, sich das Leben zu nehmen.

"Wieso lässt du sie nicht einfach putzen und sterben? So wie die anderen alle?", wiederholte sie RJs Worte in ihrem Kopf.

Sie sah auf und starrte das Messer an, was vor ihr lag. Doch auf halben Weg mit ihrer Hand zu der Waffe, zögerte sie und zog sie wieder zurück.

Dann stand sie auf und räumte den Tisch ab.

Sonntag, 06.02.2022

Schockiert und überfordert mit ihren Emotionen stürmte sie ins Wohnzimmer. Einfach raus aus dem Raum, in dem Dal und die tote Frau lagen. Das ertrug sie nicht. Ihre Atmung war unkontrolliert, was vielleicht auch noch damit zu tun hatte, dass die Drogen ihr Herz unglaublich zum Rasen brachten. Ihr Herz schlug in keinem Rhythmus, keiner, der menschlich wäre. Keinen, den sie jemals gehabt hätte.

Ning klappte auf den Boden. Ihre bloßen Beine an ihren nackten Körper angezogen, zitternd. Alles an und in ihr bebte. Sie hatte Angst, sie fühlte Bedauern, Trauer, Wut, Bitterkeit. Nun weinte sie richtig, sie hörte nicht mehr auf. Ihr Hals schmerzte. So fest, wie er zugedrückt hatte, waren jetzt schon Abdrücke zu sehen, aber die würde sie erst zu sehen bekommen, wenn sie in einen Spiegel schaute.

Schluchzen und weinen schmerzte, aber das brauchte sie, um das zu verarbeiten, was passiert war. Er hatte eine Frau umgebracht. Und es hätte Ning  sein können. Der tote Körper im Bett, hätte sie sein können. Und statt sich zu wünschen, dass sie es wäre, dass er ihrem Leben endlich ein Ende bereitete, fürchtete sie sich zu sehr. Sie wusste nicht, wieso sie leben wollte. Denn so wie es war, das war kein Leben und da war der Tod besser.

Irgendwann verebbten ihre Geräusche, doch sie weinte still weiter und blieb zusammengekauert am Boden sitzen. Nackt. Entblößt, und das nicht nur äußerlich.

Sehr spät kam auch er nach Hause. Er hatte von seinem Vater den Auftrag bekommen die andere Frau in ein Motel zu bringen wo sie dort mit einem anderen Mann ins Zimmer verschwand. Was die dort machten konnte er sich schon denken. Danach fuhr er wieder nach Hause. Er zog seine Jacke und seine Schuhe aus und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Das Dal und die Frauen zurück waren wusste er nicht. Mingi machte das kleine Licht an und wollte gerade in sein Zimmer gehen als er seine Stiefmutter erblickte.

„Fuck! Ning?“, fing er an schockiert zu reden, kam gleich auf sie zu und kniete sich zu ihr.



Bestimmt war Dal Schuld! Was war nur passiert? Wieso lag sie nackt und zusammengekauert auf dem Boden? Und wo war Dal und seine andere?

„Was zur Hölle ist passiert?“, wollte er wissen und griff nach ihrem Gesicht.



Sie weinte noch immer und sah dann zu ihm hoch. Irgendwie hatte er sie noch nie so benommen erlebt und vor allem noch nie so vorgefunden. Sofort konnte er es in ihren Augen sehen, dass sie von jemanden Drogen verabreicht bekommen hatte. War es sein Vater gewesen? Ihre Pupillen waren extrem geweitet und er zählte einfach 1 und 1 zusammen.

Hat er sie schon wieder vergewaltigt?

In ihrem Kopf hörte sie das Stöhnen der beiden und die Stille danach. Es war schrecklich, sie wollte nicht daran denken, doch es ging nicht anders. Immer wieder griff sie sich in ihre Haare und zog daran, um das aus ihren Gedanken zu kriegen.

Sie bekam nicht mit, dass jemand ein Licht anmachte, da es nicht das große war. Doch wie ihr Name gesagt wurde, das hörte sie. Noch reagierte sie aber nicht. Erst, als Mingi nach ihren Gesicht griff, da sah sie ihn an.



Still weinte sie weiter, zog ihre Beine noch mehr an sich heran. Kurz öffnete sie ihren Mund, doch anstatt etwas zu sagen, schloss sie ihn wieder und mehr Tränen folgten. Ihre Knie waren so weit hochgezogen, dass sie das meiste von ihrer Vorderseite verdeckte.

Mit einer Hand wollte sie an ihren hals greifen, hielt dann aber inne und legte sie stattdessen vor ihrem Oberkörper ab. Gerade war sie nicht einmal in der Lage dazu sich zu schämen, dass sie nackt vor ihm lag.

Tot. Sie ist tot. Er hat sie umgebracht. Sie atmet nicht mehr... Das hätte ich sein können., immer wieder die gleichen Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum.

Obwohl sie ihren Mund öffnete, brachte sie keinen Ton von sich. Sie schloss ihn nur wieder und weinte weiter. Genau deshalb war er ungern zuhause, weil er sich so einen Anblick ersparen wollte.

Scheiße! Wenn ich ihr helfe bin ich dran und wenn ich sie liegen lasse bin ich genauso ein Arschloch wie mein Vater.

Von nahem konnte er jetzt ihren nackten Körper gut sehen. Zuvor war er ihm nicht so aufgefallen, da es in dem Raum noch relativ dunkel war und das kleine Licht brannte. Ihr Körper machte ihn jetzt schon an. Das hatte er gar nicht vorgehabt, aber er war eben ein Mann und reagierte darauf.

„Die scheiß Drogen haben dich auch nicht wirklich entspannen lassen“, sprach er mit sich selbst und schüttelte seinen Kopf.

Kurz überlegte er was er machte. Wenn sein Vater die beiden in seinem Bett erwischen würde, gab es mehr als nur Schläge. Womöglich brachte er noch jemanden um aus Zorn. Das schon eine Frau tot im Bett lag, konnte er ja nicht wissen.

Ihm war klar, dass seine Stiefmutter hier nicht wirklich eine Erfolgsaussicht hatte bei ihnen zu überleben. Aber wenigstens konnte er versuchen es ihr ein bisschen schöner zu machen.

„Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug“, erklärte er ihr und ließ von ihr ab.



Seine Augen schweiften über ihre schöne Oberweite und auch kurz nach unten zu ihrem Arsch und ihrer Mitte. Alleine bei dem Anblick reagierte sein Körper schon extrem und in seiner Hose spürte er seinen Freund.

Wieso muss das genau jetzt sein?

Erstmal stand er auf, ging in sein Zimmer, richtete sich in seiner Hose nochmal alles und dann schnappte er sich Kleidung mit der er wieder zurückkam.

Da es draußen kalt war, streifte er ihr einen großen Pulli über, dabei musste er öfters auf ihre Brüste sehen. Es war unmöglich sie als nackte Frau nicht anzusehen. Als das meiste von ihr bedeckt war, zog er sie hoch und sah sie an.

"Das muss auf die schnelle reichen", meinte er und checkte sie ab.

Der Pulli der von Mingi war reichte ihr locker bis zu ihren Knien, weil sie viel kleiner war als er. dort wo sie hinfuhren brauchte sie sowieso sonst nichts. Aber es war auf jeden Fall mehr was sie sonst immer trug. Die Kleidung die Dal für seine Frau auswählte war mehr als nur knapp. Einerseits hatte es schon was, wenn sie so sexy herumlief, aber wenn sie es nicht freiwillig trug hatte es nicht den gleichen Effekt.

"Versuch am besten nicht zu heulen, wenn wir draußen sind. Sonst sieht es so aus als würde ich dich zu etwas zwingen", meinte er zu ihr.

Brav hörte sie auf zu weinen und er borgte ihr seinen Mantel, damit sie nicht fror. Danach fuhr mit ihr zu einem Hotel.

Montag, 07.02.2022

Mit seiner Stiefmutter betrat er wieder die Wohnung des Grauens. Er selbst war auch nicht gerne zuhause, aber was sollte er machen? Zu einer anderen Gruppe wechseln? Vielleicht sollte er ausziehen und sich irgendwo eine Wohnung suchen, aber das würde mit der Zeit den Leuten auffallen, weil er nichts richtiges arbeitete. Er lebte ja von den dem Verboten Dingen von denen keiner wissen durfte.

Immer wieder gingen ihm ihre Sätze nicht aus dem Kopf. "Ich will nicht sterben. Ich will nicht zurück." Und was machte Mingi? Er brachte sie zurück in die Höhle des Löwen wo sie wieder nur negatives erwarten würde. Noch viel schlimmer. Strafen und Schläge oder womöglich der Tod.

Nachdem sie sich ihre Sachen ausgezogen hatten, stellte Mingi die Sachen ab.

Sie atmete wieder so panisch. Ich muss das einfach ignorieren. Kein Mitleid! Das bringt mir nur weitere unnötige Schläge ein.

Die Tabletten hatte er ihr schon abgenommen. Nur zur Sicherheit, damit Dal es nicht bemerkte. Mingi versteckte sie dann einfach in seinem Zimmer das er ihr auch erklärt hatte. Sie durfte sie sich dann immer von ihm holen, wenn sie die brauchte.

Schläft er noch in seinem Zimmer? Seine Schuhe sind da.

"Ich gehe dann in mein Zimmer", sagte er zu ihr, als dann plötzlich Dal aus dem Badezimmer kam.

Immer wieder wollte sie am liebsten weinen. Sie war eine Heulsuse und wusste auch, dass es ihr nichts brachte. Während der Fahrt überkam sie der Gedanke, dass sie die Tür öffnen und aus dem Auto springen konnte. Doch das traute sie sich nicht. Wahrscheinlich würde er sofort anhalten und ihr hinterher laufen. Warum sollte er sie sich laufen lassen? Er hatte seinen Spaß mit ihr gehabt und brachte sie jetzt wieder zurück.  Ning wollte nicht mal aus dem Fenster schauen, weil da glückliche Menschen herumliefen. Das brächte sie nur noch mehr dazu zu weinen.

Dann waren sie wieder zurück. Die Leute, die dort lebten, fanden es nicht außergewöhnlich, dass er mit ihr herumlief. Das war ja auch nichts unnormales.

Je mehr sie sich der Wohnung näherten, desto unruhiger wurde ihr Herz. Sie hielt einen guten Abstand zu Mingi, denn sie wollte ihn um keinen Preis der Welt berühren. Als er nach den Tabletten fragte und ihr erklärte, er würde sie in seinem Zimmer behalten, legte sie ihm die Packung ohne Hautkontakt in die Hand.

Dann gingen sie rein und zogen Schuhe und Jacken aus. Kurz darauf tauchte auch schon Dal auf. Als sie ihn sah, da wurde sie nervös, es war keine positive Nervosität. Sie war bitter. Wie versteinert blieb sie stehen, als sie ihn sah.

„Ah, da seid ihr ja. Ich dachte mir schon, dass sie mit dir unterwegs war.

Er bewegte sich in die Küche und sah nach, ob etwas zu Essen dort war, dann kam er zurück.

„Du solltest jetzt etwas zu Essen machen“, beauftragte er seine Frau. Er ignorierte die ganze Geschichte total. Fragte nicht einmal nach, wie es ihr ging. Wusste er nicht mehr, was passiert war? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Aber sie konnte froh sein, dass sie keinen Ärger von ihm bekam. Und gerade war sie noch mehr froh darüber, dass der Kragen an dem Oberteil ihren Hals verdeckten.

Nickend ging Ning schnell in die Küche. Lieber war sie dort, als Dal weiter anzusehen. Oder in der Nähe von Mingi zu sein. Eigentlich sollte sie ein schlechteres Gewissen haben, weil sie mit Mingi geschlafen hatte. Ihr war es auch extrem peinlich, aber Dal gegenüber hatte sie bestimmt keine Gewissensbisse. Sie hasste ihn.

“Ich will, dass du dich um eine Leiche kümmerst“, erklärte er seinem Sohn. „Sie liegt im Schlafzimmer. Ningning soll dann das Bett neu beziehen. Ich muss was erledigen und komme dann wieder.

Dal käme dann wieder, um etwas zu essen. Er ging kurz in die Küche und legte seine Hand auf ihre Schulter. Alles war angespannt und das merkte er.

„Entspann dich!

Er griff nach ihrem Kragen und zog ihn ein wenig runter. Wie sollte sie sich dabei entspannen?

„Das verheilt bald wieder und dann können wir andere Dinge machen. Ich muss was erledigen und wenn ich wiederkomme, hast du’s das Essen fertig.“

Sie nickte nur und konzentrierte sich auf das Essen was vor ihr war. Endlich ließ er ab von ihr und ging dann. Erleichtert atmete sie aus versuchte nicht durchzudrehen. Einen kurzen Moment brauchte sie, dann fing sie sich wieder. Doch nichts war in Ordnung. Beim Gemüseschneiden zitterten ihre Hände und sie musste sich große Mühe geben, dass sie sich nicht die Finger abschnitt.

Er will andere Sachen machen… Das kann er nicht ernst meinen… und er geht jetzt. Was ist mit der Frau? Habe ich mir das nur eingebildet? Nein, das ist wirklich passiert.

Ning hielt das Messer in der Hand und sah einen Augenblick einfach nur zu, wie sie kaum Kontrolle über die Bewegung in den Fingern hatte. Sie war sehr aufgeregt und verängstigt. Irgendwas musste sie sich überlegen, damit Dal nicht wieder solche Dinge mit ihr machte. Aber was könnte sie tun? Sie war schwach und niemals würde er darauf hören, sollte sie ihn bitten solche Sachen nicht mit ihr zu machen. Sobald sie etwas sagte, was ihm nicht passte, regnete es Schläge.

Ohne sich zu fragen wo sie waren oder sich aufzuregen, beauftragte er seine Frau etwas zu kochen. Da sie heute noch nicht zuhause gewesen war, stand deshalb nichts gekochtes in der Küche. Anscheinend war alles beim alten.

Er fragt nicht einmal nach wo ich mit ihr war? Dann muss ich ihn wenigstens nicht anlügen.

Seine Schwiegermutter verschwand schnell und machte sich an die Arbeit um zu kochen. Er bekam den Auftrag sich um eine Leiche zu kümmern, die in seinem Schlafzimmer lag. Von dem wollte er sich erstmal selbst ein Bild machen.

Nachdem er im Schlafzimmer war, rief er einen seiner Kumpel an, der ihm dabei helfen sollte die Leiche wegzubringen. Kurz darauf klingelte es an der Wohnungstür und er ließ ihn rein. Mit ihm zerrte er dann die leblose Person aus dem Schlafzimmer und brachte sie dann mit seinem Freund weg.

Als er zurückkam, stand Ning noch in der Küche und kochte. Er sah sie aus der Ferne wie sie noch immer zitterte wie Espenlaub.

Die Frau hat richtige Würgestellen gehabt, ist Ning auch fast von ihm erwürgt worden? Der Typ ist einfach so krank. Hat es einfach mit zwei Frauen und bringt eine um und die andere fast. Wahrscheinlich fürchtet sie sich deshalb so extrem, weil sie es mitbekommen hat. Würde auch erklären warum sie nackt war.

In ihm kam schon wieder mal richtig Mitleid auf, aber er versuchte es so gut es ging es zu ersticken.

Soll ich ihr helfen? Wenn sie es nicht rechtzeitig schafft wird sie wieder geschlagen.

Letztendlich kam Mingi zu ihr in die Küche und sah sie an.

"Wo ist das Bettzeug für euer Schlafzimmer?", erkundigte er sich bei ihr. "Ich muss das Bett umziehen", ließ er sie wissen.



Er musste ihr ja nichts sagen, dass sie eigentlich das Bett umziehen sollte. Er würde dann einfach so tun, als hätte er sich verhört.

Das Zittern hörte gar nicht mehr auf. Und ihre Ohren dröhnten, weil ihr Blut durch den Körper raste, es war, als hörte sie ihr eigenes Blut kochen.

Ning konzentrierte sich gezielt auf das Essen, was sie zubereitete, aber sie bekam mit, dass Mingi mit jemandem die Leiche entsorgte. Da musste sie sich zu zwingen no hat hinzuschauen.

Tot. Die Frau ist wirklich tot. Das ist passiert und ich habe es mir nicht einfach nur eingebildet. Ich hätte tot sein können. Ich habe mit ihm geschlafen. Dal will solche Sachen wieder tun, ich muss hier weg, ich kann das nicht mehr.

Mit aufeinander gepresstem Kiefer beobachtete sie die Klinge vom Messer. Wie sie das Gemüse einfach immer wieder verfehlte, weil sie ihren Körper nicht unter Kontrolle hatte.

Hatte sie eine Familie? War sie freiwillig bei ihm oder hat er sie auch ihrem Leben entrissen?

Es wäre so einfach ihrem Leben ein Ende zu setzen, obwohl sie nicht sterben wollte. Doch es würde ihr einiges an Leid ersparen. Mingis tiefe Stimme holte sie aus ihren Fantasien heraus. Ehrlich gesagt, wollte sie mit ihm nicht reden und ihm am liebsten aus dem Weg gehen. Wie sie sich verhalten hatte war ihr unangenehm. Und auch, die Art von Körperkontakt, die sie gehabt hatten.

Sie unterbrach ihre Tätigkeit, sah ihn aber kaum an. Sie fragte sich, wieso er das machen musste, aber einmischen wollte sie sich auch nicht dabei.

"In dem großen Schrank links ganz hinten", erklärte sie ihm und sah sofort wieder zu ihrem Essen.



Er soll einfach gehen. Ich will alleine sein.

Doch sie wusste nicht, ob sie wirklich alleine sein wollte, denn wenn ihr Mann wieder dort war, dann wusste sie nicht, was auf sie wartete. Das Messer hielt sie noch immer in der Hand und versuchte weiter zu schneiden. Er ging dann aus der Küche raus. Ein wenig Anspannung verschwand dabei, aber es war nicht viel. Sie plante das Essen um und versuchte es so einfach wie möglich zu gestalten, ohne, dass sie große Fingerfertigkeiten dabei haben müsste.

So schaffte sie es endlich etwas zu kochen. Doch alles, was sie tat, war von ihrem permanenten Zittern begleitet. Ihr ging das alles echt richtig unter die Haut. Zuvor hatte sie noch nie einen toten Menschen gesehen und schon gar nicht dabei zugesehen, wie die Person ermordet wurde. Das würde sie niemals vergessen.

Was ist, wenn sein Vater rausbekommt, wo wir waren, was wir getan haben?, bei dem Gedanken schlug ihr Herz wieder schneller. Er wird mich umbringen. Und ihn vielleicht auch. Oh nein, was habe ich getan? Wenn das rauskommt, dann...

Beinahe ließ sie das Gemüse zu lange in der Pfanne drin, doch holte es noch gerade rechtzeitig von der Platte runter. Ning wollte stärker sein, als ihre Gedanken. Sie wollte daran glauben, dass sie da irgendwie wieder rauskam. Vielleicht musste sie nur lange genug mitspielen und bekam dann ein paar Freiheiten, wenn Dal ihr vertraute? Doch sie war sich nicht sicher, ob sie so etwas konnte. Eine gute Schauspielerin war sie wirklich nicht. Sie war einfach nur gut darin zu hacken.

Dass Mingi wieder aus dem Schlafzimmer kam, sah sie, denn sie drehte ihren Kopf ein wenig. In seinen Händen hielt er die schmutzige Bettwäsche.

Wieso sollte er das tun? Dal hat ihm noch nie solche Dinge aufgetragen.

Es fühlte sich aber falsch an, ihn anzusehen, weshalb sie wieder wegschaute. Kaum hatte sie das Essen auf den Tisch gestellt, öffnete sich die Haustür auch schon und ihr Ehemann trat ein. Sofort richtete sie sich auf.

"Ah, das Essen ist fertig. Es scheint so, als käme ich genau richtig", meinte er und setzte sich an den Tisch, ohne seine Schuhe vorher auszuziehen. Dann aß er einfach.

"Ich habe schon besseres Essen gegessen. Das nächste Mal gibst du dir mehr Mühe."

Mehr Mühe geben? Ich habe kaum das Gemüse schneiden können und habe mich zusammengerissen!, innerlich war sie aufgebracht, dass er nicht einfach mal seinen Mund halten konnte, denn ständig hatte er nur etwas, um sich zu beschweren.

Nächstes Mal sollte ich die Stücke noch größer schneiden, vielleicht bleibt es ihm ja im Hals stecken... Omo, was denke ich da nur? Nein, das will ich gar nicht denken. Niemand soll wegen mir sterben.

Erschrocken darüber, dass sie so einen Gedanken gehabt hatte, stand sie einfach wie verwurzelt dort stehen. Dal räusperte sich.



"Es tut mir leid, ich werde mir nächstes Mal mehr Mühe geben", bestätigte sie ihm. Er mochte es, wenn sie ihm Bestätigung gab.

"Du siehst schrecklich aus. Kreidebleich. An gewisse Dinge solltest du dich gewöhnen, denn sie sind keine Seltenheit und gehören jetzt zu deinem Alltag. Wenn du also keine Schläge möchtest, dann mach dich schön", forderte er sie auf.

Auf diese Art wurde ihr auch noch nie gesagt, dass sie scheiße aussah. Ning nickte und ging ins Bad, schloss die Tür hinter sich und schminkte sich so, dass sie nicht mehr ganz so blass und leblos aussah, wie vorher. Dann ging sie wieder zurück, aber Dal war nicht mehr da. Sein Essen war nicht ganz leer, aber er war verschwunden. Ning ging davon aus, dass er einfach nur in einen anderen Raum gegangen war, aber sie hatte keine Ahnung davon, dass er einfach gegangen war.

Ist er im Schlafzimmer?

Ning ging in Richtung Flur und blieb stehen, weil sie Mingi sah.



"Wo ist dein Vater?", fragte sie ihn. Es war für sie eine wichtige Frage, denn wenn Dal nicht mehr in der Wohnung war, dann konnte sie in Ruhe aufatmen.

Anscheinend war die Bettwäsche im Schlafzimmer in einem Schrank. Was er da genau umziehen wollte, wusste er auch noch nicht so genau, aber er würde das schon irgendwie schaffen. Zu seinen Stärken gehörte es auf jeden Fall nicht.

"Okay", meinte er und verschwand dann ins Zimmer wo er versuchte die Bettwäsche zu finden und es dann das Bett umzog.

Nachdem er fertig war, kam er wieder mit der dreckigen Bettwäsche raus. Da kam auch sein Vater der sich über das Essen freute. Unauffällig machte er die Wäsche dann ins Badezimmer und warf es in einen Wäschekorb.

Als er zurückkam hörte er wie er seine Frau tadelte und sie das Essen das nächste Mal besser machen sollte.

Dann soll er sie einfach nicht kochen lassen!

Brav versprach Ning ihm, dass sie das nächste Mal noch besser kochen würde. Aber dann bemängelte er noch ihr aussehen und meinte, wenn sie nicht besser aussah würde er sie wieder schlagen. Mingi wusste nicht mehr was er dazu noch sagen sollte. Er war auch richtig brutal, aber so mit seiner Frau umzugehen und mit dem Ton ließ ihn sprachlos werden. Vor allem wenn es die eigene Frau war. Sollte man sie da nicht gut behandeln? Vor allem machte sie ja nichts falsch. Zumindest nicht in seinen Augen.

Er ist einfach so krank! Ich frage mich wirklich wann er endlich mal draufgeht und nicht mehr nach Hause kommt!

Ningning machte sich schnell auf den Weg ins Bad um sich aufzubrezeln und Dal verschwand einfach wieder ohne ein Wort zu sagen.

Richtig undankbar! Kein Wunder, dass sie ihn nicht mal richtig ansehen will und fertig mit ihrem Leben ist.

Lange brauchte Ning nicht, dann stand sie schon bei ihm und erkundigte sich wo sein Vater war.

"Der ist aus dem nichts gegangen. Keine Ahnung wohin. Wir sollen auch was essen, hat er gesagt", log er sie einfach an.



Er hatte sie noch nie richtig essen gesehen und wollte, dass sie endlich mal etwas aß. Sie sah einfach spindeldürr aus und wenn er mit seinem Vater drohte, machte sie es sicher.

Dann setzte er sich einfach an den Tisch und wartete auf sie.

"Wir sollen essen?", wiederholte sie ungläubig. Ihr kam es merkwürdig vor, dass Dal so etwas sagte. Oder vielleicht fand er ihr Essen einfach so schlecht, dass er es den beiden als Strafe auferlegte.

Anstatt zu widersprechen, nickte sie nur und ging zum Schrank. Nach essen war ihr absolut nicht zumute, aber sie wusste, dass sie etwas essen musste. Wenigstens ein wenig. Sie holte zwei Teller und stellte sie auf den Tisch. Ning wüsste selbst in ihrem dort beschränkten Alltag genügend Dinge zu tun, als mit dem Mann gemeinsam zu essen, der ihren von Drogen benebelten Zustand ausgenutzt hatte und außerdem der Sohn von dem Mann war, an den sie verheiratet wurde.

Sie hatte keine Ahnung, was sie von all dem denken sollte.

Nun setzte sie sich hin und machte zuerst ihm etwas auf den Teller und dann sich selbst, eine nicht so große Portion. Mit der Kabel stocherte sie zuerst nur ein wenig darin herum. Ihn sah sie nicht an.

Wie soll ich mit der Situation umgehen?, fragte sie sich und schob sich etwas vom Essen in den Mund hinein. Obwohl es nicht so schlecht schmeckte, wie Dal meinte, drehte sich ihr Magen beinahe um.



Seitdem sie dort war, hatte sie nie richtig gegessen. Immer nur so kleine Portionen. Wie konnte sie auch, wenn sie ständig nervös war, immerzu unglücklich und angespannt? Es war ein schlechtes Gefühl, permanent so ruhelos und aufgewühlt zu sein. Die Nacht, in der er ihr die Schmerzmittel gegeben hatte, war angenehmer gewesen, als die anderen Tage und Nächte zusammen. Aber die gestrige Nacht, die hatte ihr für diese Zeit einen bestimmten Frieden gebracht. Vielleicht sollte sie einfach andauernd diese Drogen nehmen, damit sie dieses Leben konnte. Ning konnte einfach nachgeben und so alles über sich ergehen lassen. Mal würde sie Dal nehmen, und in den Momenten, wo er nicht da war, dann bestimmt sein Sohn. Sie war schon kaputt, es sollte sie nicht stören.

Und doch tat es das. Dass sie überhaupt mit dem Gedanken spielte, sich lieber unter Drogen setzen zu lassen, um irgendwie am Leben zu sein, anstatt sich das Leben zu nehmen und somit weitere Demütigung und Entwürdigung zu beenden, war ein Zeichen, dass ihr das Leben wirklich sehr viel wert war.

Sie stopfte sich ein paar Gabeln mit dem Essen in den Mund. Die Stille am Tisch war unerträglich. Würde er einfach so tun, als wäre das in Ordnung gewesen mit gestern? Irgendwie machte sie das wütend. Ning wollte nur ihre Ruhe haben. Als sie das meiste von ihrem Teller fertig gegessen hatte, legte sie ihr Besteck darauf ab. Mehr konnte sie nicht essen.

"Ich werde das wegräumen", informierte sie ihn und stand auf, nahm die Sachen in die Hand und blieb einen kurzen Moment stehen.



"Du brauchst nicht hierbleiben und babysitten. Ich kann sowieso nirgendwo hin."

Den weitesten Weg, den ich schaffen würde, ist bis vor die Tür. Das hat keinen Zweck. Ich will einfach mit meinen Gedanken alleine sein.

Ning nahm die Sachen und ging in die Küche, weil sie dort alles sauber machte. Wenn ihr Mann zurück kam und die dreckige Küche vorfand, dann schlug er sie bestimmt wieder.

Ungläubig deckte sie den Tisch auf und die beiden aßen zusammen ohne ein Wort zu wechseln. Immer wieder sah er sie an und versuchte sie zu deuten. Er fragte sich was sie dachte und würde es wirklich gerne wissen.

Wegen gestern hat sie gar nichts mehr gesagt. Ob ihr das zu peinlich ist? Sicher scheiße zu erklären. Will wissen ob sie das bereut hat.

Richtig viel aß sie nicht, aber immerhin ein wenig was auch schon eine Fortschritt war. Am Anfang war sie ihm nicht so dünn vorgekommen, aber jetzt sah sie schon sehr schmal aus.

Während er aß, erwähnte sie dass sie keinen Babysitter brauchen würde und er gehen konnte. Das fand er ziemlich lustig. Mit dem dreckigen Geschirr ging sie in die Küche und er aß alles auf, weil es ihm schmeckte.

Wie niedlich. Denkt sie ich werde jetzt mit ihr jeden Tag abhängen?

Nun war er fertig und er brachte sein Geschirr in die Küche und musterte sie in ihren knappen Sachen.

"Wer hat gesagt, dass ich auf dich aufpassen will?, fragte er nach und den Teller mitsamt dem Besteck ab.

Ich frage sie jetzt einfach was sie denkt, weil ich es wissen will.

"Wie hat dir unsere Nacht gefallen?", haute er jetzt einfach direkt raus.

Im Gegensatz zu seinem Vater, räumte er seine dreckigen Sachen in die Küche. Hinter Dal musste sie immer hinterher räumen. Doch das machte die Situation auch nicht angenehmer.

Natürlich wollte er sowieso nicht auf sie aufpassen. Aber sie wusste, dass es nicht danach ging, was er wollte, sondern danach, was sein Vater wollte. Und wenn er ihm sagte, er sollte sie babysitten, dann machte er das auch, so viel wusste sie inzwischen schon.

Sie sah zu seinem Teller, der leer war. Doch ihre Gedanken waren zu durcheinander, dass sie einen klaren dabei fassen könnte, denn er fragte auf einmal nach, wie sie ihre Nacht gefunden hatte. Dabei vergaß sie zu atmen.



"Ich... will nicht darüber reden", erklärte sie ihm. Und irgendwie war das auch die Wahrheit. Was sollte sie ihm sagen? Dass es entgegen allem, was sie darüber empfinden sollte, ganz sicher keine Reue war? Sie hatte die Nacht genossen. Es war die beste Nacht, die sie seit langem gehabt hatte. Aber es war einfach falsch gewesen. Aus mehreren Gründen. Und obwohl sie sich rein gar nichts darauf einbilden sollte, dass er in gewissen Aspekten ihr gegenüber anders war, als sein Vater, spürte sie die Enttäuschung darüber, dass er sie auch genau für seine Zwecke ausgenutzt hatte.

Auch, wenn sie nicht darüber reden wollte, sie musste es.



"Gestern war ich unter Drogeneinfluss und habe mich bis aufs Mark blamiert mit allem, was ich gesagt und getan habe", gab sie zu. Ihr Gesicht war schon rot geworden, aber sie sah ihn nicht an. Kurz machte sie eine Pause und befeuchtete sich ihre Lippen.

In ihrem Kopf ging so viel herum, was sie sagen wollte. Eine Frau in so einem Zustand auszunutzen, ist würdelos. Und ganz besonders, wenn sie mit dem Vater verheiratet wurde. Ning ekelte sich vor Dal und in ihren Augen war er auch nicht ihr Ehemann. Vielleicht auf dem Papier, aber sonst ganz sicher nicht. Nur konnte sie es nicht ändern. Doch wenn er das herausfände.

Ich wünschte mir, du hättest mich einfach nur weg von hier gebracht. Ich wünschte, du hättest das nicht für deine Vorzüge ausgenutzt, das wollte sie sagen, doch die Worte starben schon zu beginn auf ihrer Zunge und sie sagte es nicht.

"Es spielt keine Rolle, ob es mir gefallen hat oder nicht. Wenn dein Vater das herausfindet, dann bin ich die nächste Leiche, die aus der Wohnung geschafft wird", meinte sie, während sie bei dem Gedanken ein Schaudern überkam. "Und du wirst nicht besser aussehen", fügte sie hinzu und sah zu ihm.



Sie wusste, dass Dal ihm auch übel zurichten würde, obwohl er sein Sohn war. Aber ihm konnte es egal sein, ob sie starb oder nicht. Die beiden hatten keine Verbindung zueinander. Vielleicht war er hin und wieder netter zu ihr, aber das war es auch schon. Mit dem Gedanken musste sie sich abfinden.

In diesem Haus gab es kein Mitleid, nicht für sie. Nicht von seinem Vater und nicht von ihm.

Den Blickkontakt zu ihm mied sie gleich, aber sie antwortete ihm. Ning wollte darüber nicht sprechen obwohl sie dann doch dazu etwas sagte. Vielleicht sagte sie auch aus Angst nichts. Eventuell dachte sie, dass Mingi sie verpetzen würde, aber dazu kam sie später und meinte beide wären dran wenn Dal es herausfand.

"Wenn dann würde er uns gleich beide umbringen, aber selbst da hätten wir es dann besser", wandte er ein.



Womöglich würde Mingi auch sterben, denn er kam sich bei seinem Vater immer richtig wertlos vor. Wundern würde ihn einfach nichts mehr.

"Also mir hat es sehr gut gefallen und ich würde es wieder machen. Echt schade, dass du jemanden anderen gehörst, aber dann muss uns ja nicht daran hindern. Spaß haben ist völlig normal und auch erlaubt", meinte er und fuhr durch eine ihrer Haarsträhnen.



Nachdem er wieder normal vor ihr stand, sah er auf ihre Teller.

"Das Essen war gar nicht schlecht. Keine Ahnung wieso mein Vater sich wegen allem so aufregt. Ich muss jetzt los und mich um meine Arbeit kümmern"

Mingi schnappte sich sein Zeug und verschwand dann schließlich auch.

Also wenn sie ihn bisher noch nie richtig schockiert angesehen hatte, dann war das jetzt das erste Mal. Ihr Mund stand offen, als er ihr sagte, wie er über die Nacht dachte und alles drumherum.



Wieder... machen. Er würde es wieder machen...!?!?!?!??!

Hitze und Panik breiteten sich in ihr aus. Ihre Ohren dröhnten, sie glaubte, sie hätte sich verhört.

Spaß haben. Nicht dran hindern lassen. Was war los mit ihm? Fand er das echt in Ordnung? Das konnte doch nicht sein ernst sein. Für sie war Spaß haben, einen Film anzusehen, Spiele zu spielen, mit Freunden etwas unternehmen. Noch mehr raste ihr Herz, als er nach ihren Haaren griff.

Omo. Ich sterbe.

Doch er ließ schnell wieder los.



Als wäre es das normalste Gespräch auf der Welt, wechselte er einfach das Thema. Er hatte ihr Essen nicht schlecht gefunden, aber darauf konnte sie sich jetzt nicht konzentrieren. Sie fragte sich nur, ob, wenn nicht Dal ihr die Drogen geben würde, es dann Mingi täte, weil er das von letzter Nacht gerne wiederholen würde. Denn es hatte ihm ja Spaß gemacht.

So schnell, wie der Themenwechsel kam, verschwand er auch schon wieder, weil er irgendetwas zu erledigen hatte. Nachdem sie nun alleine in der Küche stand und erst einmal verarbeiten musste, was er gerade zu ihr gesagt hatte, versuchte sie zu aller erst einmal richtig Luft zu kriegen. Ihre Gedanken waren das reinste Chaos und sie wusste einfach gar nichts damit anzufangen. Ordnung dort hinein zu bekommen war ganz bestimmt nicht leicht. Es war einfach so viel, mit dem sie jetzt umgehen musste. Die tote Frau, ihr brutaler Mann und auch noch Mingi, der es nicht für sich behalten konnte, ihr zu sagen, dass er gerne wieder mit ihr schlafen wollte und er sogeschen auf die Konsequenzen pfiff.

Es dauerte eine Zeit, bis sie sich richtig gesammelt hatte, doch dann machte sie die Küche sauber, während sie versuchte ihren Gedanken ein bisschen Ordnung zu bringen. Danach brachte sie es über das Herz die Wäsche zu waschen, doch in das Schlafzimmer ging sie nicht hinein. Stattdessen nahm sie ein sehr langes Bad und schrubbte sich alles von der Haut runter, bis sie das Gefühl hatte ein bisschen sauberer zu sein.